Der Friedhof: Tradition und Moderne

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Der Friedhof: Tradition und Moderne

Die jedes Jahr am dritten Septemberwochenende stattfindenden Tage des Friedhofs heben die Bedeutung der Friedhöfe in das Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger.

So sind sie nicht nur Orte der Trauer und Erinnerung, sie werden immer mehr zu grünen Oasen und generationsübergreifenden Treffpunkten. Zudem verbinden sie Tradition mit dem Modernen, wie es am katholischen Gemeindefriedhof St. Antonius in Holsterhausen zu sehen ist.
Ich treffe mich dort am Haupteingang mit Maria Wilkes und Lambert Lütkenhorst vom Friedhofsausschuss der katholischen Kirchengemeinde St. Antonius und Bonifatius. Der Friedhof ist hell, übersichtlich und einladend sowie übersät mit Blumen, die neues Leben signalisieren. Von hier fällt der Blick direkt vor Kopf auf ein großes Kreuz, „der Pastorengruft der Gemeindepfarrer sowie den Schwestern des Idastiftes“, erklärt mir Maria Wilkes. Der Friedhof ist hell, übersichtlich und einladend sowie übersät mit Blumen, die neues Leben signalisieren.

Foto oben rechts: die Pastorengruft auf dem Friedhof der Gemeinde St. Antonius / St. Bonifatius

Ruhestätte nicht nur für Katholiken
Den Bogen zur modernen Trauerkultur schlagen die Auferstehungsstelen rechts vom Eingang sowie das neue Kolumbarium auf der linken Seite. „Wir haben diese beiden Orte als Ausgleich zu den alten Gräbern und Denkmälern auf dem Friedhof ausgewählt“, erklärt Lambert. Auch weiteren Bestattungsformen hat sich die Gemeinde geöffnet und lässt alle in Deutschland erlaubten Beerdigungsformen zu, bis auf die anonyme Bestattung. „Der Herr hat dich bei deinem Namen gerufen. Das ist eine christliche Aussage und daher möchten wir, dass der Mensch auch im Tode seinen Namen auf unserem Friedhof behält“, fährt er fort.
Auf dem Gemeindefriedhof können seit der Fusion der beiden Gemeinden St. Antonius und St. Bonifatius durch eine Satzungsänderung nun auch Verstorbene der ehemaligen St. Bonifatius-Gemeinde beigesetzt werden. „Früher wurden sie auf dem Waldfriedhof in Holsterhausen beerdigt, da St. Bonifatius keinen eigenen Friedhof besaß“, weiß Maria Wilkes. „Mittlerweile bietet die Gemeinde hier jedoch auch für Verstorbene anderer Konfessionen sowie aus ihrem Einzugsgebiet Beisetzungen an, wenn sie der Familienzusammenführung dienen.“

Foto oben rechts: An den Auferstehungsstelen können Trauerfeiern abgehalten werden

Auferstehungsstelen und Kolumbarium
Selbst Konfessionslose können hier ihre letzte Ruhe finden und wird keine Trauerfeier in der Kirche gewünscht, so besteht die Möglichkeit, eine Trauerrede an den Auferstehungsstelen abzuhalten. Ganz neu und in Dorsten einmalig ist das Outdoor Kolumbarium, das dem Besucher, wie bereits erwähnt, direkt auf der linken Seite ins Blickfeld gerät. „Um die Würde unseres Friedhofes zu erhalten und kein wildes Durcheinander auf und vor den Grabplatten zu haben, wird die Beschriftung einheitlich und auch hier mit vollständigem Namen erfolgen. Wir bitten außerdem darum auf Grabschmuck zu verzichten“, betont Lambert und fährt fort: „Die beiden Urnen-Stelen enthalten je drei Doppelurnengräber mit einer eigenen Liegezeit von 15 Jahren. Kommt eine zweite Urne dazu, dann richtet sich diese Zeit nach dem Ablauf der Verweildauer der zweiten Urne. Danach würden wir diese Urnen gerne neben der Pastorengruft in einem Gemeinschafts-Urnenfeld End- und Erdbestatten und saisonal bepflanzen.

Foto oben rechts: Die sechs Urnengräber im neuen outdorr Kolumbarium sind noch nicht belegt

Klimabäume
Wie gut sich Erinnerung mit Klimaschutz verbinden lässt, zeigt mir Maria Wilkes. „Diesen Baum haben Kfd-Frauen als Erinnerung an die ehrenamtliche Arbeit ihrer verstorbenen Gemeindemitglieder gepflanzt. Der Amber, der Klimabaum der Zukunft, symbolisiert durch sein rotes Herbstlaub das Feuer, das die Frauen antrieb“, erklärt sie mir. Lambert wirft zum Abschluss noch einen Blick in die Zukunft. „Wir mussten natürlich umdenken und uns der neuen Trauerkultur öffnen. Dazu gehört auch die Idee der Waldbestattung, die wir demnächst genauer überdenken werden. Da wir aus Sicherheitsgründen keine Bestattung im angrenzenden Wald vornehmen dürfen, würden wir gerne aus der Wiese neben den Stelen am Eingang, mit der Zeit einen Wald entstehen lassen“, deutet er auf die freie Fläche am Haupteingang. „Wenn hier bei jeder Urnenbestattung zugleich ein (Klima-) Baum gepflanzt wird, das könnten auch gerne Kinder machen, entsteht mit der Zeit neues Leben auf der Basis von gegangenem Leben.“

Foto oben rechts: Der Erinnerungsbaum der Kfd erinnert an die ehrenamtliche Arbeit dieser Frauen

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak

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