„Das war für mich einfach nur surreal.“
von Martina Jansen (Kommentare: 0)
„Das war für mich einfach nur surreal.“
Bernd Feller wurde nominiert für den Deutschen Zukunftspreis
„Fotoshooting, Essen im Schloss Bellevue und ein Treffen mit unserem Bundespräsidenten, das war alles schon sehr surreal.“ Unbemerkt von den meisten Dorstenerinnen und Dorstenern erhielt das Team der „Kueppers Solutions GmbH“ mit dem Holsterhausener Bernd Feller eine große Wertschätzung, als ihr Projekt für den Deutschen Zukunftspreis nominiert wurde.
Diese Nominierung ist das verdiente Ende eines langen Weges. Seit Ende 2018 haben Geschäftsführer Jens te Kaat und seine beiden Mitarbeiter Dan-Adrian Moldovan sowie Bernd Feller „neuartige Technologien so gebündelt, dass die Energiewende in der Industrie beschleunigt wird und der Übergang zu regenerativen Brennstoffen effizient möglich ist“, wie auf der Webseite des Zukunftspreises zu lesen ist.
Um so weit zu kommen, bestand der Dorstener zuerst einmal sein Abitur am Gymnasium St. Ursula Dorsten und studierte anschließend Maschinenbau an der Ruhr-Universität Bochum. Ende des fünften Semesters fand er einen Werksstudentenjob im unabhängigen Gas- und Wärme-Institut Essen e.V. (GWI), dem „TÜV“ der Brennertechnik. Während dieser Zeit absolvierte der Holsterhausener seinen Bachelorabschluss und wechselte im Anschluss daran zu der Kueppers Solutions GmbH, bei der er sein Maschinenbaustudium mit dem Abschluss Master of Science abschloss. Als Projektingenieur entwickelte er mit seinen Kollegen eine Technologie, um die Effizienz eines Wärmetauschers zu steigern, grünen Wasserstoff im Brenner nutzbar zu machen und zudem die Emissionswerte zu verbessern. „Unser Produkt besteht aus drei Komponenten, die eine Einheit bilden“, erklärt mir der 27-Jährige. Ich bitte den jungen Entwickler nicht allzu technisch zu werden und so erklärt er mir das Prinzip kurz und knapp: „Jeder Gasbrenner erzeugt heiße Abgase, diese nutzen wir, um die kalte Verbrennungsluft vorzuwärmen und somit sparen wir direkt zehn Prozent Energie im Vergleich zu den heutigen Technologien. Ich vergleiche es immer mit dem Auswechseln einer Glühlampe gegen eine LED-Lampe. Auch hier ist die Energieeinsparung sofort spürbar.“
Foto oben rechts: Bernd Feller
Ende 2022 wurden schließlich die ersten Einheiten des Produkts bei Unternehmen wie Mannesmann und Thyssenkrupp verbaut. Mittlerweile gibt es langfristige Kooperationsverträge mit großen Unternehmen, sodass sich die Arbeit des gesamten Kueppers-Teams ausbezahlt hat. Die besondere Ehre, die ihnen durch die Nominierung zuteilwurde, ist einzigartig und die Teilnahme an der Verleihung des Deutschen Zukunftspreises an sich ist surreal, wie Bernd Feller erneut betont.
Selbst bewerben kann sich kein Unternehmen für den Preis für Technik und Innovation, der jährlich seit 1997 vom jeweiligen Bundespräsidenten vergeben wird. 20 Institute schlagen Projekte vor, eine Fachjury sucht daraus drei Maßnahmen heraus, die nominiert werden. „Dass unser kleines Unternehmen mit nur knapp 30 Mitarbeitern gemeinsam mit Siemens und Airbus nominiert wurde, das machte uns schon sehr stolz“, betont Bernd Feller.
Das Team reichte daraufhin umfangreiche Projektbeschreibungen ein. Es folgten drei Tage lang Fotoshootings und die Reise nach München ins Deutsche Museum stand an. Dort stellte das Team der Jury sowie einem interessierten Publikum seine Erfindung vor. „Da habe ich zum ersten Mal so wirklich realisiert, was gerade geschieht.“
Ab dem 20. November stand der junge Ingenieur dann unter Daueranspannung: Essen im Schloss Bellevue, noch einmal Fragen zu dem Projekt beantworten und einen Tag später, am Tag der Preisverleihung, unterhielt sich Frank-Walter Steinmeier mit den Nominierten. „Er war komplett im Thema und hat interessiert nachgefragt. Anschließend durften wir uns ins Gästebuch des Schlosses eintragen, das war eine sehr große Ehre, die uns da zuteilwurde.“
Nachmittags ging das straffe Programm weiter, die Generalprobe für die abends mit 600 Gästen stattfindende imposante Veranstaltung stand an, dann war es endlich so weit. „Abends wurden wir auf der Bühne erneut über unsere Erfindung befragt, einfach hat es sich die Jury bei der Preisvergabe nicht gemacht“, erinnert sich der Holsterhausener und fährt fort: „Wir haben den Deutschen Zukunftspreis leider nicht erhalten, aber alleine dabei gewesen zu sein, war für mich sensationell. Durch unsere Nominierung erhielten wir aber eine Auszeichnung und gehören nun zum ‚Kreis der Besten‘, wodurch wir zusammen mit den anderen Nominierten auf einer Tafel im Deutschen Museum namentlich verewigt wurden.“
Bernd Feller hat sich im Juni 2023 nach langer und nicht einfacher Überlegung dazu entschieden, sich auf seine Promotion zu fokussieren und ist seitdem als Projektleiter wieder am GWI beschäftigt. Er blickt positiv in die Zukunft und ist dankbar dafür, welche Chancen und Freiheiten er in Deutschland hat, frei nach seinem Motto: „Mach‘ das, was dir Spaß macht“.
Foto oben rechts: Das nominierte Team (v. l.) Bernd Feller, Jens de Kaat sowie Dan-Adrian Moldovan
Fotos: Ansgar Pudenz
Text: Martina Jansen