Chancen und Risiken

Keine Angst vor Künstlicher Intelligenz (KI)

Künstliche Intelligenz (KI) ist zurzeit in aller Munde. Während die einen begeistert sind über die technische Entwicklung, haben andere den Film „Terminator“ im Kopf und befürchten, dass Computer die Weltherrschaft übernehmen könnten.
Was genau ist KI und wo liegen die Möglichkeiten oder auch Risiken? Diese Fragen und mehr beantwortet mir Saban Ünlü, CEO des Dorstener IT-Unternehmens netTrek.

Danke lieber Saban, dass du mir und unseren Leserinnen und Lesern die Künstliche Intelligenz etwas näher bringst.
Saban Ünlü: Das mache ich gerne, Martina. Mir ist es wichtig, über die KI aufzuklären.

Beschreibe mir doch bitte zuerst den Unterschied zwischen einer Suchmaschine, der Alexa oder der KI. Alle Drei nennen mir beispielsweise auf meine Nachfrage das höchste Gebäude der Welt.
Saban Ünlü: Suchmaschinen, Alexa oder Siri auf den Handys sind mit dem Internet verbunden und holen sich dort ihre Informationen. Das ist bei der KI nicht immer so. Die Künstliche Intelligenz ist im Prinzip reine Mathematik. Verschiedene Modelle werden mit extrem vielen Daten gefüttert und daraus berechnet die jeweilige KI die Wahrscheinlichkeit für das anstehende Ereignis, für ein Foto oder einen Text. Nachdem ein Model einmal erstellt ist, muss es nicht zwingend mit dem Internet verbunden sein.

Foto oben rechts: Saban Ünlü, CEO des IT-Unternehmens netTrek

Foto: privat

Du sagtest „Wahrscheinlichkeit“. Das Ergebnis ist also nicht sicher?
Nein, denn die jeweilige KI denkt nicht. Sie gibt Vorhersagen ab, die sie aus großen Datenmengen ableiten kann, mit denen sie trainiert wurde.

Jeweilige KI? Gibt es verschiedene?
Saban Ünlü:Ja, gibt es, je nachdem, womit sie gefüttert werden, sind diese künstlichen neuronalen Netzwerke unterschiedlich einsetzbar. Eine Foto-KI wird mit anderen Daten bestückt, als beispielsweise eine KI, die im Unternehmen Prozesse optimiert oder mir für die Sozialen Medien eine Richtung vorschlägt. Es gibt KIs, die für das autonome Fahren trainiert wurden, andere, die mir beispielsweise meine Mails zusammenfassen oder auch anhand einiger Sätze deine Stimme perfekt für andere Zwecke nutzen können.

Foto oben: ein durch die KI erstelltes Foto von Saban Ünlü

Das macht mir etwas Angst Saban
Saban Ünlü: Aber Martina, das ist doch jetzt auch nicht anders. Fakenews oder die Optimierung von Fotos sind Themen, die es schon seit Jahren gibt. Allerdings muss jetzt unter dem Foto oder Text stehen, dass er mit KI erstellt wurde. Du siehst, es gibt nichts mit KI, was es nicht auch ohne KI gegeben hätte, es wird nur einfacher, sowohl für gute als auch für weniger gute Zwecke.

Welche Möglichkeiten bietet denn die künstliche Intelligenz für Firmen und damit auch für mich als Verbraucher?
Saban Ünlü: Für Verbraucher kann KI zum Beispiel im Gesundheitswesen wichtig sein. Hier müssen jedoch zunächst datenschutzkonforme Informationen in die KI einfließen. Diese anonymisierten Daten stammen heute oft aus der Forschung mit Einwilligung der Patienten. Mit der digitalen Patientenakte könnte dies eine andere Dimension annehmen.
Mit diesen Daten können dann Modelle erstellt werden, mit denen zum Beispiel EKGs, Röntgenbilder oder CT-Aufnahmen analysiert werden können. So kann die KI beispielsweise auswerten, dass eine bestimmte Krankheit bei 90 Prozent aller Patienten mit ähnlichem Befund diagnostiziert wurde. In diesem Fall unterstützt die KI also den Arzt bei der Diagnose. Das letzte Wort hat aber immer der Arzt, denn er ist im Gegensatz zu jeder KI ein denkendes Wesen. Wobei die KI auch „denken“ kann, sagen wir also besser: Der Arzt ist der empathische Gesprächspartner.

Kostenloses Foto pexels von Foto von Tara Winstead

Wie sieht denn die Zukunft einiger Berufe wie beispielsweise Redakteure, Autoren, Fotografen, Schauspieler aus?
Saban Ünlü: Bei jedem technischen Fortschritt fallen einige Berufsfelder weg, aber es entstehen aber auch neue. Das war schon immer so. Die Berufe, die du genannt hast, wird es auch weiterhin geben, aber in anderer Form. Es wird weniger fachspezifische Kräfte, dafür aber mehr Experten auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz geben, die sie kontrollieren.

Du siehst die KI also als Bereicherung?
Saban Ünlü: Auf alle Fälle Martina, wir benutzen sie bei uns im Unternehmen täglich. Das Leben wird dadurch einfacher. Das unfassbar große Potenzial der Künstlichen Intelligenz wird die Welt, so wie sie jetzt ist, grundlegend ändern. Lasst uns daher offen, aber wachsam sein und der KI eine Chance geben.

Vielen Dank mein  Lieber, du hast mir einige Ängste genommen. Danke für das Gespräch.
Saban Ünlü: Für dich immer wieder gerne, es war mir eine Freude.

Foto oben rechts: So sieht eine Foto-KI Saban Ünlü

Text: Martina Jansen