„Brücke der Solidarität“

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

„Brücke der Solidarität“

Bürgermeister Stockhoff tauscht sich mit Amtskollegen aus zwei ukrainischen Städten aus

Über die polnische Partnerstadt Rybnik möchte Dorsten eine „Brücke der Solidarität“ zu den ukrainischen Städten Bar und Iwano-Frankiwsk  bauen, die Rybnik in Freundschaft verbunden sind. Am Freitag konnte Bürgermeister Tobias Stockhoff sich dazu erstmals in einer Videokonferenz mit seinen Amtskollegen in den beteiligten Städten austauschen. Der Bedarf an Hilfe und Unterstützung ist in beiden Gemeinden gewaltig, in Iwano-Frankiwsk besteht zudem Interesse, eine dauerhafte Verbindung mit einer deutschen Stadt einzugehen.

Bürgermeister Stockhoff dankte zunächst Rybniks Stadtpräsident Piotr Kuczera, dass er sich als „Brückenbauer“ zur Verfügung stellt, nachdem der Rat der Stadt Dorsten sich dafür ausgesprochen hatte, eine Städtefreundschaft mit den beiden ukrainischen Partnerstädten von Rybnik einzugehen. Dorsten hatte Rybnik bereits Hilfsgüter zukommen lassen für die Einrichtung von Notunterkünften für Schutzsuchende. Gerne würde die Stadt aber auch direkte Hilfe in der Ukraine leisten.

Rusłan Marcinkiw, Bürgermeister von Iwano-Frankiwsk, sagte, die Stadt träume schon lange von einer Partnerschaft mit einer deutschen Stadt. Er dankte für die Initiative und das Hilfsangebot. Eindringlich schilderte er die aktuelle Situation in der rund 230 000 Einwohner zählende Stadt in der Westukraine, die gegenwärtig zwar nicht von massiven Kampfhandlungen betroffen ist, in der aber bereits 45 000 Menschen Zuflucht gesucht haben. Die meisten stammen aus Kiew, gefolgt von Charkiw, Tschernihiw und Mariupol. Probleme bereiten sowohl die kurzfristige wie auch die langfristige Unterbringung. Marcinkiw geht davon aus, dass viele Geflüchtete lange und bis zu 10 000 Menschen für immer in Iwano-Frankiwsk bleiben werden, weil ihre Heimatstädte zerstört sind. Schnellstmöglich sollen Container, Fertig(an)bauten und Sozialwohnungen eingerichtet werden. Eine sehr gute Unterstützung, so Marcinkiw, könnte der Bau oder die Finanzierung eines mehrstöckigen Hauses mit Sozialwohnungen sein, dass dann nach der unterstützenden Stadt benannt würde.

Wołodymyr Sawoluk, Bürgermeister der Kleinstadt Bar, schilderte ebenfalls die Herausforderungen bei der Versorgung von Flüchtlingen. Bar ist auf der Fluchtroute Richtung Westen eine Transitstadt. An manchen Tagen kommen mehr als 1000 Menschen in die 17 000 Einwohner zählende Gemeinde. 5000 Geflüchtete sind geblieben. Die Stadt hat Speiseräume eingerichtet, in denen Geflüchtete gegen Gutscheine Essen erhalten. Die kommunalen Dienstleistungen geraten an ihre Grenzen. Andere Projekte wurden eingefroren, um Gelder für die Flüchtlingshilfe freizugeben.

In beiden Städten fehlen aktuell viele Dinge: Medizinisches Verbrauchsmaterial und Medikamente (auch zur Weiterleitung in die umkämpften Ostgebiete), Tourniquetten (Abbindesysteme) und Verbandsmaterial, Bettdecken, Oberbetten, Decken, haltbare Nahrungsmittel, Kindernahrung, Hygienartikel, Kleidung, Schuhe und Notstromgeneratoren.

Bürgermeister Stockhoff bat seinen Amtskollegin Marcinkiw zunächst um eine genaue Auflistung der benötigten Medikamente und anderer Hilfsgüter. Mit Stadtpräsident Kuczera wird er sich dann über die erforderliche Logistik austauschen. Lieferungen direkt in die Ukraine sind nicht möglich. Aber die Regionalregierung (Woiwodschaft) Schlesien hat in Rybnik ein „Hub“, ein Zwischenlager, eingerichtet, von dem aus Spenden zunächst ins ukrainische Lwiw (Lemberg) gebracht und von dort weiterverteilt werden können.

Bürgermeister Stockhoff ist nach dem Austausch mit seinen ukrainischen Amtskollegen tief beeindruckt: „Auch wenn beide Städte nicht unter Bomben, Zerstörung und Tod leiden wie die Städte in der Ostukraine, so bleibt es doch unfassbar, was die Menschen dort aushalten und auch leisten müssen. Das nicht nur in den Nachrichten zu sehen, sondern von anderen Bürgermeistern zu hören, die mit ihren Verwaltungen versuchen, diese Krise zu beherrschen, lässt diesen Krieg ganz nahe kommen. Wołodymyr Sawoluk musste unsere Videokonferenz nach 40 Minuten verlassen, weil in Bar Luftalarm ausgelöst wurde. Ich spreche sicherlich im Namen unserer ganzen Stadt, wenn ich Wołodymyr Sawoluk und Rusłan Marcinkiw verspreche, dass wir in Dorsten alles tun werden, um den Menschen in ihren Städten zu helfen.“

Geldspenden für die Ukraine-Hilfe der Stadt können eingezahlt werden an Stadt Dorsten, Sparkasse Vest, IBAN: DE 46 4265 0150 0010 0007 01, Verwendungszweck „Ukraine-Hilfe“. Spendenquittungen werden nicht ausgestellt. Als Nachweis gegenüber dem Finanzamt reichen Bareinzahlungsbelege oder Buchungsbestätigungen (z. B. Kontoauszug, Lastschrifteinzugsbeleg oder PC-Ausdruck bei Online-Banking).

Foto oben rechts: Die Grafik visualisiert die „Brücke der Solidarität“

Text: Stadt Dorsten
Grafik: Stadt Dorsten / Astrid Hochstrat

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