Briefe vom Weihnachtswichtel

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Grüße von Filipanillus

Kennst du die Weihnachtswichtel? Nein? Ich aber. Und weißt du was? Als ich so alt war wie du jetzt, da wohnte sogar zur Weihnachtszeit so ein kleiner Wichtel bei uns. Das glaubst du jetzt nicht? Dann höre mal gut zu.

Als ich noch im Kindergarten war, bastelte ich eine Wichteltür und eine kleine Bank und malte noch ein winziges Bild. Ich wollte es dem Wichtel, der hoffentlich bei uns einziehen würde, damit so richtig schön gemütlich machen.
Weihnachtswichtel wohnen hoch im Norden, in Skandinavien in kleinen, gemütlichen Höhlen. Elf Monate lang können sie den ganzen Tag über miteinander spielen, aber kurz vor Weihnachten schickt sie der Weihnachtsmann zu uns Menschen, damit sie dort auf uns aufpassen und Glück ins Haus bringen. Außerdem sollen sie den anderen Helferlein wie den Tieren des Waldes, den Elfen oder anderen guten Geistern mithelfen, die Wunschzettel einzusammeln.
Damit die kleinen Kobolde mit der dicken Knollennase und der roten Zipfelmütze, ich glaube jedenfalls, dass sie so aussehen, damals bei uns einziehen konnten, befestigten meine Eltern die kleine Wichteltür an der Wand in einer ruhigen Ecke der Wohnung. Dort konnte er von seiner Märchenwelt in unsere Welt wechseln und eine Zeit lang in dem Haus hinter der Wichteltür wohnen. Ich durfte die Tür aber niemals öffnen, denn dann wäre der Wichtel verschwunden und würde nie wiederkommen.
Ich stellte noch eine Wichtelleiter vor die Tür, damit unser Gast die Tür bequemer erreichen konnte, und hängte einen Briefkasten auf, in den er Briefe für mich stecken konnte. Jeden Tag schaute ich dort nach, ob mir der Wichtel einen Brief dagelassen hat. Aber der Briefkasten war immer leer. Ich war richtig traurig, denn ich wünschte mir nichts sehnlicher, als dass auch bei mir ein Weihnachtswichtel einziehen würde.
Vielleicht findet er den Weg nicht, dachte ich mir und bastelte dem guten Geist ein Wichtellicht, um ihm den Weg zu beleuchten. Und endlich, nach vier Tagen, pünktlich zum 1. Advent, lag der erste Brief für mich im  Postkasten.

Liebes Erdenkind,
mein Name ist Filipanillus, Snorre,
Tamme, Jeppe, Lasse, Mikkel, Finn, aber meine Freunde nennen mich nur Filipanillus. Ich freue mich, dass ich nun die nächsten Wochen bei dir wohnen darf. Ich helfe gerne dabei mit, es hier weihnachtlich zu schmücken. Ach übrigens: Ich esse für mein Leben gerne Kekse. Und Rosinen. Und Nüsse.
Ich wünsche dir einen zauberhaften Tag
Dein
Filipanillus

Ich weiß noch, dass ich in der Nacht darauf nicht schlafen konnte. Immer wieder lauschte ich, ob der Wichtel wiederkommt. Sie sind zwar durch ihr glitzerndes Zauberpulver unsichtbar, aber junge Wichtel machen sich oft durch ihren Lärm, den sie verursachen, bemerkbar. Mal fällt eine Nuss vom Tisch oder sie schlagen die Wichteltür hinter ihnen mit einem lauten Knall zu. Um Filipanillus zu zeigen, dass ich mich darüber gefreut habe, dass er bei uns eingezogen ist, legte ich ihm einen winzig kleinen Keks auf meine gebastelte Bank. Am nächsten Tag sah ich vor der Tür winzige Krümel liegen und der Keks war weg. Dafür lag wieder ein Brief in meinem Briefkasten.

Liebes Erdenkind,
danke für den Keks. Er hat mir richtig gut geschmeckt. Ich bin ja nur nachts wach, daher weiß ich nicht, was du tagsüber machst. Würdest du mir ein Bild darüber malen? Hast du deinen Wunschzettel eigentlich schon geschrieben und darf ich ihn einmal lesen?
Ich wünsche dir einen zauberhaften Tag
dein Filipanilius

Jeden Tag ging ich zu seiner Tür und erzählte ihm, was ich am Tag so erlebt hatte. Mit Filipanillus verging die Zeit bis Weihnachten wie im Flug und dann fand ich leider seinen letzten Brief. 

Liebes Erdenkind,
es war toll bei dir. Es hat mir ganz viel Spaß gemacht. Stellst du mir im nächsten Jahr wieder ein Willkommenslicht auf? Dann sehen wir uns sicher wieder.
Frohe Weihnachten und eine zauberhafte Zeit wünscht dir
dein Filipanillus

Ich war natürlich sehr traurig, aber ich erinnerte mich immer gerne an seine Streiche, die er uns gespielt hat. So hatte er mir einmal Nüsse in meine Schuhe gesteckt, allen Apfelsinen in der Obstschale Gesichter aufgemalt und auch die Kerzen vom Adventskranz versteckt. Aber böse konnten wir ihm nie sein.

Text: Martina Jansen
Fotos: AdobeStock_236843243 und stock.adobe.com/ Matthias

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