Knietzsche und der Tod

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Knietzsche und der Tod

Der kleine Philosoph macht Halt in Dorsten

„Was lebt, das stirbt. Eigentlich die normalste Sache der Welt.“ Kinder und Jugendliche beschäftigen sich mit dem Tod. Sie stellen Fragen. Und sie möchten sie auch beantwortet wissen. Aber viel zu oft bekommen sie Antworten, die die Situation noch verschlimmern können und anschließend bleiben sie mit ihren Gedanken alleine.

Foto oben rechts: Autorin Anja von Kampen mit ihrem kleinen Philosophen

Foto: Vison X

„Der Tod gehört zum Leben und wir müssen ihn daher schon im Kindesalter aus der Tabuzone herausholen, sind sich Karin Geismann vom gleichnamigen Bestattungshaus und Petra Lessnow, Familientrauerbegleiterin beim „Hospiz-Freundeskreis Dorsten e. V.“ einig. Kinder stellen unbedarft ihre Fragen, die den Tod betreffen, aber je weniger Kinder erfahren, umso mehr blüht ihre Fantasie. Der Tod muss im wahrsten Sinne des Wortes begreiflich sein. „Der Idealfall wäre, wenn Eltern sich mit ihren Kindern zum Thema Tod sachlich auseinandersetzen, bevor sie persönlich im persönlichen Umfeld davon betroffen sind“, betont Karin Geismann.
Bereits seit Jahren informieren die beiden Frauen in Kitas, Schulen oder Familien über einen guten Umgang mit dem Tod. Dafür nutzen sie auch die kostenfreien Knietzsche-Filme und möchten jetzt dafür sorgen, dass in jeder Schulbibliothek von Dorsten das Sachbuch „Knietzsche und der Tod – Alles über die normalste Sache der Welt“ steht. Nun haben sie die Autorin des kleinen Philosophen zu einer Lesung und Gesprächsrunde eingeladen. „Anja von Kampen hat unsere Einladung angenommen, auf ihren deutschlandweiten Veranstaltungen rund um den Tod auch in Dorsten Halt zu machen. Am Vormittag des 21. September findet dazu mit den Schülern der Gesamtschule Barkenberg eine bunte Veranstaltung zum letzten Teil des Lebens statt. Die Autorin stellt sich mit Knietzsche den Fragen und Gedanken kder Kinder. „Als Opener werden der Kurzfilm sowie einige Passagen aus ihrem Buch dienen und im Anschluss können Kinder die Fragen stellen, die sie beschäftigen“, freut sich Petra Lessnow auf die Autorin.

Foto oben rechts: Trauerbegleiterin Petra Lessnow freut sich auf den Besuch von Anja von Kampen mit ihrem leinen Philosophen

Foto: privat

Auch Anja von Kampen selbst holt das Thema aus der „Darüber-redet-man-nicht-Ecke“. Deshalb lädt sie abends auf ihrer „Mitmach-Veranstaltung über den Tod“ Kinder und auch Erwachsene dazu ein, zusammen mit Knietzsche dem Tod ins Auge zu schauen. „Ich habe oft die Generation 70+ im Publikum. Sie suchen einen Aufhänger, um mit ihren eigenen Kindern oder Enkeln über das Ende des Lebens zu sprechen“, erzählt mir Anja und lässt durch ihren kleinen Philosophen verkünden, dass der Tod die normalste Sache der Welt ist und an jeder Ecke lauern kann.
Knietzsche, als das Gesicht der ARD-Themenwoche „Hallo Tod“, kam 2012 auf die Welt. Anja und ihr Team reisten dazu unter anderem nach Ghana und Mexiko, da dort ganz anders als in unserer Kultur mit dem Tod umgegangen wird. Die Hinterbliebenen feiern das Ende des Lebens mit bunten Särgen und freuen sich auf das Leben nach dem Tod. Diese Bestattungsriten stellten sie unter anderem in der Sendung vor und die „Knietzschifizierung“ begann.  

Foto oben rechts: Anja von Kampen

Foto: Vision X

Mit den Worten „Hallo du, hier kommt der Tod“, stellt der kleine, ganz normale Junge, dessen Hobby nicht Fußballspielen sondern Denken ist, denjenigen vor, den niemand mag, aber der dennoch zum Leben dazu gehört. Er sitzt quasi im ersten Wagen einer Achterbahn und lässt die Fahrgäste unterschiedlich lange fahren. Wenn er entscheidet, dass sie aussteigen müssen, dann ist nicht nur deren Fahrt, sondern auch ihr Leben zu Ende. Aber auch über die Zeit nach dem Tod macht sich Knietzsche seine eigenen Gedanken: Wenn aus Trauer Erinnerung wird, wie ist sie dann für mich greifbar? Wie kann ich verstorbene Verwandte, Freunde und Bekannte in Erinnerung behalten? Gibt es Erinnerungsstücke und -rituale in meiner eigenen Familie? Wie hinterlässt ein Mensch Spuren, und was ist im Leben wirklich wichtig?
„Knietzsche und der Tod“ ist das erste kinderfreundliche Nachschlagewerk über den Tod. Ehrlich, liebevoll, tröstend, Mut machend, manchmal sogar lustig und eher spannend als beängstigend. Was nach dem Tod und der Beerdigung passiert, das weiß niemand. Knietzsche meint, das wäre das bestgehütete Geheimnis der Welt. „Und da keiner weiß, was dann wirklich passiert, darf sich jeder aussuchen, woran er glaubt.“ Aber was passiert, wenn jemand stirbt und warum vor dem Sterben niemand weglaufen kann, das erklärt der junge, preisgekrönte Denker. Aber bis dahin genießt das Leben und macht das Beste daraus.

Leseprobe: https://www.knietzsche.com/leseprobe
Videos unter www.knietzsche.com/knietzschefolgen

Die öffentliche Veranstaltung findet am 21. September 2023 ab 18:30 Uhr im Tisa-Archiv auf dem Zechengelände statt. Um Anmeldung wird gebeten an p.lessnow@hospizdienst-dorsten.de , Mobil: 0157 85044907. Der Eintritt ist frei.

Foto oben rechts: Totenkopf
Foto: Vision X

Text: Martina Jansen

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