Europas Künstlerweg

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Europas Künstlerweg

Hohe Wertschätzung für zwei Dorstener Künstler

30 Stationen lang trägt Nirgül Kantar-Dresbeimdieke mit ihren künstlerischen Mitstreiterinnen die Werke verschiedener Künstler von Deutschland über die Niederlande und Belgien bis zum Ziel in Luxemburg, dem Kochhaus in Schengen. Dabei ist das Verb tragen wirklich wörtlich zu nehmen, denn Nirgül trägt die Kunst auf Händen, während sie Kilometer für Kilometer ihrem Ziel zu Fuß entgegenläuft.

„Ich habe Undercover sehr viel recherchiert und sagenhaft begnadete Künstler gefunden, auch viele, die im Verborgenen agieren und keine großen Geldgeber im Rücken haben“, erzählt mir Nirgül. Auch in Dorsten wurde sie fündig. „In Dorsten gibt es zwar eine große Kulturszene, aber unter dem Stichwort ‚Kunst‘ wurde mir als Erster der Drahtkünstler Ernst Heye aufgelistet, bei der Musik war es Hans von der Forst, Gründer des Rock Orchesters Ruhrgebeat (ROR). Da mich ihre Kunst begeisterte, nahm ich mir vor, diese beiden unbedingt zu kontaktieren und sie um ihre Zustimmung zu bitten, sie mit in den Künstlerweg aufzunehmen.“

Foto oben rechts: Nirgül Kantar-Dresbeimdieke ist nach 1300 Kilometern endlich am Ziel

Ihre Tour startete die quirlige Isselhorsterin am 1. April in Borgholzhausen, nach Dorsten führte sie ihre fünfte, 56 Kilometer lange Tour von Stift Tilbeck über Reken, dem Wiesental bis hin zur Lippe. „Als ich mich bei Ernst und Hans meldete und ihnen von meinen Plänen erzählte, wollte Hans zuerst einmal auflegen. Er hatte nicht geglaubt, dass ich wirklich zu Fuß zu ihm kommen würde. „Dass Nirgül mich für eine Legende hält und eine Künstlerin so viel Mühe auf sich nimmt, um die Werke anderer Künstler zu würdigen, hielt ich zunächst für einen Scherz“, gesteht mir Hans von der Forst. „Mit Hans begeben wir uns auf eine musikalische Reise durch 50 Jahre Rockgeschichte. Das Interview dazu wird in Schengen auf youTube zu sehen sein. Dass dieser bescheidene Mensch sein Geld, das er mit seiner Musik verdient hat, immer wieder in Projekte für Gehörlose gesteckt hat, kann ich gar nicht genug würdigen“, betont die Künstlerin. „Das war in der damaligen Zeit wirklich ein Novum.“

Foto oben rechts: Nirgül (r.) zu Besuch bei Hans von der Forst und seiner Frau Johanna

Etwas Neues ist auch die Kunst Ernst Heyes. Der Dorstener baut Kugelbahnen aus Kupfer, sogenannte Rolling Ball Sculptures, die Betrachter jeden Alters in Staunen versetzen. „Das ist so eine tolle Kunst und ich bin megabegeistert, sodass ich auch Ernsts einzigartige Werke unbedingt in Schengen dabeihaben wollte“, erzählt Nirgül. „Da sein Werk ‚Die Schieflage‘, wie alle seine Objekte, sehr fragil ist, wollte ich es natürlich nicht transportieren, um es nicht zu beschädigen. So einigten wir uns darauf, dass ich in Schengen nur ein Foto davon ausstellen werde.“ Auch Ernst erinnert sich noch an das Telefonat mit der Künstlerin: „Ich war angenehm überrascht, dass Nirgül mich angesprochen hat. Ich fühle mich natürlich sehr geehrt, ein Teil ihres Kunstprojektes zu sein. Da ich parallel eine eigene Ausstellung in Dorsten hatte, konnte ich leider am 15. Juni nicht zum Empfang am Centre Européen in Schengen und der anschließenden Ausstellung dabei sein“, bedauert Ernst. „Aber am 6. August werden in Isselhorst im Kreis Gütersloh alle Kunstwerke noch einmal ausgestellt. Dann bin ich sehr gerne persönlich anwesend“, fährt er fort.

Foto oben rechts: Nirgül bewundert Ernst Heyes Drahtkunst

Am 14. Juni kam Nirgül abends nach rund 1300 Gesamtkilometern in Schengen an und wurde begeistert empfangen. Hier wurde 1985 das Abkommen für ein Europa ohne Grenzkontrollen unterzeichnet. Kilometer für Kilometer lief sie bis dahin zu Fuß und trug oder zog in einem kleinen Wagen aus eigener Kraft die verschiedenen Kunstwerke von Station zu Station. Lediglich, wenn es regnete, wurden die Objekte geschützt im mitfahrenden Bulli transportiert. „Ich habe unterwegs sehr viele interessante Gespräche mit Menschen geführt, die wir getroffen haben. Der Respekt vor und die Berührung mit der Kunst hat viele von ihnen innehalten lassen“, freut sich Nirgül. „Insgesamt kann ich sagen, dass die Künstlertour nicht nur für mich eine echte Bereicherung war. Für mich war es zudem eine Ehre, dass alle Künstler gerne an meinem Projekt teilgenommen haben.“
www.europaskuenstlerweg.eu

Foto oben rechts: Nirgül Kantar-Dresbeimdieke und ihr Mann Stephan, der sie auf der Tour begleitete

Text: Martina Jansen
Fotos: privat

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