Lokallust Dorsten - page 12

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Ernst Heye
Angefangen hat Ernst Heyes
Künstlerkarriere während einer
Nachtschicht bei der Bundes-
wehr. Dort entstanden in jeweils
einer Schicht zwei so filigrane
Kunstwerke, die die feinmoto-
rischen Möglichkeiten eines fast
jeden Menschen weit überfor-
dern.
Besonders fasziniert mich ein
Model eines Motorrades mit
funktionsgetreuen und -fähigen
Details aus Telefondraht. Ja, sie
lesen richtig, aus Telefondraht,
diesen weichen winzigen Kupf-
erlitzen, die aber hier durch die
spezielle Verlötung so stabil ge-
worden sind, dass das Motorrad
alleine steht.
An dem verschmitzten Lächeln
des 53jährigen erkenne ich, dass
mich viel mehr erwarten wird
und so erfahre ich, dass eine
Holzkugelbahn, die seine älteste
Tochter vor über 20 Jahren ge-
schenkt bekam, den Anstoß gab,
sich diesem Thema näher zu wid-
men.
„Was aus Holz geht, geht auch
mit Kupfer“ dachte sich der drei-
fache Familienvater, setze sich
an einem Wochenende hin und
präsentierte seiner Familie seine
erste entworfene und gebaute
Kugelbahn.
Sehr robust und mit nur geringer
Ähnlichkeit zu seinen jetzigen Kre-
ationen, aber seitdem ließ ihn das
Thema Draht-Art nicht mehr los.
Seine Frau Uta erkannte sein Po-
tential und meldete ihn 1997/98
auf dem 1. Kreativmarkt im Mar-
ler Stern an, wo Hans Steimel, Or-
ganisator des damaligen Kunst-
marktes im Schloss Lembeck auf
Ernst Heye aufmerksam wurde
und ihn direkt zu seinem Kunst-
markt einlud, auf dem seine Ku-
gelbahnen stets umringt waren
von Neugierigen, die sich an dem
Spiel und Lauf der Kugeln nicht
satt sehen konnten.
Geduldig zog der Künstler die
Abschussvorrichtung der Kugel,
ähnlich der eines Flippers, auf,
um die Kugeln in Gang zu brin-
gen. Als aber nach dem gefühlten
tausendsten Mal die mittlerweile
gefühllosen Finger dann nicht
mehr so richtig wollten, stand
für ihn fest: Die nächsten Bahnen
werden motorbetrieben.
Und passend genau in diesem
Moment kam die Bestellung
eines Uhrmachers aus Birming-
ham, der seine Bahn bereits vier
Wochen später in sein Schau-
fenster stellen wollte.
Dorstens
Herr der
Ringe
Heute treffe ich …
den Dorstener
Drahtkünstler
Ernst Heye.
Das Element Kupfer ist ihm nicht
fremd, als gelernter Energiean-
lagen-Elektroniker geht er täg-
lich damit um. Dass man damit
aber nicht nur Glühlampen zum
Leuchten bekommt, sieht man
bei einem Besuch seines Ateliers.
Vorher treffen wir uns allerdings
erst im LEO, in dem die Spen-
denkugelbahn zu Gunsten der
Schildkrötenauffangstation Dor-
sten seit der Eröffnung des neuen
Kulturzentrums steht, damit ich
einen ersten Eindruck bekomme.
Und dieser erste Eindruck ist ge-
waltig, nicht nur hinsichtlich der
Größe dieser Bahn, auch hinsicht-
lich der Mechanik, die die Kugeln
nach Einwurf einer beliebigen
Automobile Köpper GmbH
Duvenkamp 10, 46282 Dorsten
Tel. +49 2362 99 050
Ihr Volkswagen Partner
Münze in Bewegung setzt.
Dazu jedoch später mehr, jetzt fa-
hren wir erst einmal in sein Haus
auf der Hardt und plaudern in
dem urgemütlichen Wohnzim-
mer bei einem Kaffee und ich bin
extrem erstaunt darüber, was
man mit seinen eigenen Händen
erschaffen kann. Vorausgesetzt,
man hat das Talent dazu, aber
das hat der sympathische Künst-
ler auf alle Fälle.
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