Zeitenlauf – was kommt nach der Kohle?

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Zeitenlauf – was kommt nach der Kohle?

Ausstellung der multikulturellen Künstlergruppe „Breitengrad e. V.“

Was kommt nach der Kohle? Dieser Frage gehen 19 Mitglieder der Künstlervereinigung „Breitengrad e. V.“ in ihrer Vernissage am 1. Juli in der ehemaligen Kaue der Zeche Fürst Leopold nach. Alle Mitglieder kennen sich bereits seit dem Studium bei Professor Markus Lüpertz, dem Leiter der Kunstakademie in Düsseldorf und stellen seitdem gemeinsam ihre Werke aus.

Als die Deutener Künstlerin Regina Schumachers ihren Künstlerkollegen vor zwei Jahren die Bergmannskaue als Ort der nächsten Vernissage vorschlug, waren alle nach Besichtigung der Örtlichkeit begeistert. Seitdem beschäftigte sich jeder für sich mit dem Thema „Zeche“. Dabei sollte die Besonderheit der Kaue, ihre Durchlässigkeit, beachtet werden. Aus diesem Grunde werden auch keine gerahmten Bilder ausgestellt.

Foto oben: Die aktiven Mitglieder der Künstlervereinigung "Breitengard e. V."

Tanja Schmidt-Osterkamp, Vorsitzende des Kunstvereins „Breitengrad“, behandelt das Thema „Kohle“, indem sie einen Bogen von der Vergangenheit zur Gegenwart spannt.

Vor mehr als 300 Millionen Jahren entstand aus den abgestorbenen Bäumen und Pflanzen der Wälder nach und nach die Steinkohle im Ruhrgebiet. Im Vergleich zu dieser langen Zeit wurde die Kohle im „Pott“ nur kurze Zeit abgebaut und die Abbauhalden anschließend wieder der Natur überlassen.

„Vom Wald zum Wald“ könnte man Tanja Schmidt-Osterkamps Kunstwerk beschreiben, das aus etwa 50 zwei bis drei Meter langen Kanthölzern besteht. Bemalt mit verschiedenen Grüntönen und aufgehängt mit Seilen in der ehemaligen Bergarbeiterkaue, symbolisiert es den Wald, der starb und sich nun wieder erholt.

www.tanja-schmidt-osterkamp.de

Foto oben rechts: Tanja Schmidt-Osterkamp inmittes ihres Kunstwerkes "Wald"

Die Augsburgerin Johanna Schreiner geht das Thema „Zeche“ farbiger an und arbeitet mit Originalutensilien des Bergbaus.
Sie experimentierte ein wenig mit den 100 mal 70 Zentimeter großen, sehr rauen Säcken, trennte sie auf, nähte sie zusammen, spannte sie auf Keilrahmen und verwarf letztendlich alle ihre Ideen. Die Blumenwiese, die die Künstlerin kurz darauf farbenfroh auf die Säcke malte, erinnerte Johanna Schreiner daran, dass die bunten Farben das Leben symbolisieren.
„Ins Leben“ könnte ihr farbenfroher Patchwork-Teppich heißen, der den 12 originalen Kohlesäcken ein neues Leben nach der Kohle schenkt. Dabei steht jeder Sack mit seiner Farbe für einen eigenen Aspekt des Lebens.

www.johanna-schreiner.de

Foto oben rechts: Farbenfroh sind die Jutesäcke, die Johanna Schreiner zu einem Teppich verarbeitet

Auf eine ganz andere Weise setzt sich der gebürtige Iraker Fahar Al-Salih mit dem Thema „Kohle – und was kommt danach?“ auseinander. Zahlreiche Bergarbeiter verloren durch die Zechenschließungen ihren Job, viele mussten die Stadt auf der Suche nach neuen Beschäftigungsmöglichkeiten verlassen. „Nach der Kohle kommt der Wandel“, könnte seine Skulptur heißen. Scheinbar fast unzerstörbar aus „Beton“, kann das Gebäude dennoch zur Ruine werden. Die 2,6 mal zwei mal zwei Meter große Plastik ist eine Hommage des Künstlers an alle, die neue Wege gehen mussten. Aus 20.000 bis 25.000 gängigen Spülschwämmen, wie sie in jedem Haushalt zu finden sind, entsteht sie aus Autolack, Acrylfarbe, Spray, Harz und natürlich aus Asche.

www.fahar.com

Foto rechts: Fahar Al-Salih arbeitet noch bis kurz vor der Eröffnung an seiner Plastik

Die Dorstenerin Regina Schumachers stellt in ihrem Werk Barbara, die Schutzpatronin der Bergleute, in den Vordergrund.
Wurde ursprünglich die Kaue ausschließlich von Männern benutzt, so trifft man heutzutage gutgelaunte Frauen bei diversen Märkten oder Messen.

Foto rechts: Regina Schumachers

„Barbara“ heißt das Werk von Regina Schumachers. Die einen Meter hohe Skulptur aus heimischem Sandstein steht auf einem Quadrat aus schwarz-weißer Graphik, bezugnehmend auf die Schwarz- und die Weißkaue, mit Variationen des Namens „Barbara“. Die aufgehängte Bahn aus Butterbrotpapier- mit schwarzer und roter Graphik symbolisiert die Kettenstränge der Kaue. Aus den roten Stöckelschuhen neben der Skulptur ertönt leise eine akustische „Barbara“-Improvisation von Regina Schumachers und Elke Wehling, musikalisch begleitet von Vera Seedorf.

Foto oben rechts: "Barbara" geschaffen von Regina Schumachers

Am Eröffnungstag um 15:00 Uhr wird Sie Christine Giesen, Kunstkennerin aus Madrid, unterhaltsam auf die verschiedenen Bilder und Skulpturen aufmerksam machen. Musikalisch unterhält Vera Seedorf, Dorstens Percussion-Wunderkind, (siehe Lokallust Ausgabe März 2018) die Zuhörer mit Trommeln, Holz- und Metallobjekten auf fünf verschiedenen Stationen auf dem Weg durch die Kaue. Beim Bespielen der Halle wird sie die Themen der einzelnen Kunstwerke aufgreifen. Alle Künstler sind während der Extraschicht und der Eröffnungs-Vernissage vor Ort. Gehen Sie auf sie zu, unterhalten Sie sich mit ihnen und lassen Sie sich ihre Werke erklären. Alle Künstler freuen sich darauf, mit vielen Kunstinteressierten ins Gespräch zu kommen.

Foto rechts: Musikalisch durch die Vernissage führt Sie Vera Seedorf

INFO

Die Ausstellung findet in Kooperation mit dem Kunstverein „Virtuell Visuell“ mit Sabine Bachem als Kuratorin statt.

Die Öffnungszeiten in der Woche nach der Ausstellung sind Mittwoch (04.07.), Donnerstag (05.07.) und Sonntag (08.07) von 15:00 Uhr bis 18:00 Uhr.
Zu diesen Zeiten wird Regina Schumachers anwesend sein, Sie können jedoch auch persönlich mit der Malerin einen Termin vereinbaren unter 0160/7224024

breitengrad27.com

Text: Martina Jansen
Fotos: privat

Zurück