Vivian Seedorf: Porzellanmalerin mit Farbenfetisch

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Vivian Seedorf: Porzellanmalerin mit Farbenfetisch

„Der nicht gemalte Strich macht das Bild.“ (Vivian Seedorf)

„Ich bin eine Farbenfetischistin“, schmunzelt Vivian Seedorf und zieht eine Schublade auf. Und tatsächlich reiht sich hier Farbdose an Farbdose. Allein die geschätzten 20 verschiedenen Blautöne kann nur ein geschultes Auge unterscheiden.

Geschult ist das Auge von Vivian Seedorf auf alle Fälle, malt sie doch bereits seit 2006 auf Porzellan. Und ihre Liebe zur Farbe ist an den vielen Unikaten sichtbar, die in ihrem Atelier ausgestellt sind. Vasen, Schmuckanhänger, Ostereier: allesamt filigrane Eyecatcher, die in der Vitrine, auf dem Esstisch oder am Fenster sehr gut zur Geltung kommen.

Vivian Seedorf studierte in Salzburg Germanistik und Publizistik, kam 1984 nach Deutschland und setzte hier in Bochum das Studium der Skandinavistik, Publizistik und Volkswirtschaft fort. Während dieser Zeit interessierte sie sich für Hinterglasmalerei und Töpferei und entdeckte schließlich ihre Liebe zur Porzellanmalerei.

 „Ich fand Porzellanmalerei schon immer toll“, erinnert sich die Künstlerin an die Anfänge ihres Schaffens. Seit 2006 bildete sie sich bei verschiedenen, mitunter preisgekrönten Porzellanmalerinnen aus und fährt fort: „Ich habe mir zu Anfang noch Backofenfarbe gekauft, die gerne für Kindergeburtstage genutzt wird, kam aber mit drei Kindern nicht wirklich oft zum Malen.“ Dennoch hat die Porzellanmalerei der gebürtigen Österreicherin nichts gemein mit Tassen bemalen auf einem Kindergeburtstag.

Foto oben rechts: Vivian Seedorf malt bereits seit 2006 auf Porzellan

„Ich habe zuerst auf Papier geübt“, so die eloquente Dorstenerin. „Ich kann mir aber eher eine Landschaft auf einer Vase als auf dem Papier vorstellen“, erzählt sie weiter. „Ich brauche eine Vase oder eine Tasse in der Hand, um sie zu bemalen. Beim Malen auf einer Leinwand fehlt der Kick. Anders ist das bei der Porzellanmalerei, wenn ich nach dem Brennen den Ofen aufmache und dann erst sehe, ob die Arbeit gelungen ist. Änderungen sind dann nicht mehr möglich.“

Hat sich die Porzellanmalerin für ein Motiv entschieden, zeichnet sie das Motiv freihand mit einem Grafitstift oder sie überträgt die Vorlage mit Grafitpapier auf den Rohling.

So gewährleistet sie im Gegensatz zum freien Zeichnen, dass alle Teile identisch bemalt sind, was bei einem Gedeck zum Beispiel sehr wichtig ist. Anschließend trägt die Holsterhausenerin die Farben von hell nach dunkel auf, wobei nach jeder Farbe ein Brand im 820 Grad heißen Brennofen erfolgt. So ein Brand kann schon mal acht Stunden dauern.

Foto oben rechts: Hier sind die unterschiedlichen Farbverläufe innerhalb der Blüten gut zu erkennen

Die verschiedenen Farben mischt sich Vivian Seedorf jedes Mal mit dem Farbpulver und einem speziellen Malmedium neu an. Für jede Farbe nimmt die Künstlerin einen eigenen Pinsel aus Marderhaar, den sie, auf in Nelkenöl getränkten Läppchen, in kleinen liebevoll bemalten Döschen aufbewahrt. Die Federn, mit denen sie die feinen Linien zeichnet, sind im Gegensatz zu den Pinseln so fein, dass sie kaum mit bloßem Auge zu erkennen sind und in den Döschen untergehen würden.

„Mich reizt es zusätzlich neben dem Bemalen auch die Oberfläche des Porzellans mit modernen Techniken zu behandeln“, so Vivian Seedorf. Und so sieht man nicht nur die Schönheit der Vase, sondern man fühlt zusätzlich die Reliefs oder den Goldrand, so wie bei den Geburtstellern, die Malerin immer wieder gerne gestaltet. Sie kennt sich aus mit der Geschichte des Tellers: Noch vor 400 Jahren durften Wöchnerinnen nicht das Geschirr der eigenen Küche benutzen. Stattdessen wurde ihnen ihr Essen auf Holzbrettern gereicht, die immer weiter verziert wurden und damit die gewaltige Leistung der Geburt würdigten. So sieht es auch Vivian Seedorf und malt daher mit Vergnügen individuelle Geburtsteller: mit Goldrand, mit speziellen Motiven, aber immer mit persönlichen Daten. Eine einzigartige Erinnerung an einen einzigartigen Tag.

„Beim Malen kann ich sehr gut abschalten“, so die dreifache Mutter. „Ich muss aber aufpassen, dass ich mich rechtzeitig stoppe. Manchmal ist weniger mehr und der nicht gemalte Strich, macht das Bild.“ So unterbricht sie immer wieder ihre Arbeit, begutachtet ihr Werk, lässt es ein wenig ruhen, um dann mit einem anderen Blickwinkel weiter daran zu arbeiten.

Foto oben rechts: Mit ruhiger Hand trägt Vivian Seedorf die Farben auf

Stets positive Reaktionen erhält die Kunstmalerin auf Kunsthandwerkermärkten oder auch in Münster beim „Koffermarkt“, auf dem wortwörtlich aus dem Koffer heraus angeboten und verkauft wird. „Ich höre immer wieder (gerne), wie toll meine Unikate sind, dennoch geben viele Menschen dafür kein Geld aus und schätzen oft die zeitintensive Arbeit nicht, die hinter den Unikaten steckt“, bedauert Vivian Seedorf.

Zurzeit renoviert die Porzellanmalerin ihr Atelier in Holsterhausen und ist, wenn ihr momentan noch die Zeit dafür bleibt, mit ihren beiden Hunden „Curly“ und „Charly“ aktiv im Hundesport unterwegs. Aber ihre große Leidenschaft ist und bleibt die Porzellanmalerei.
Ab Ende März wird sie ihr Atelier fertig haben, sodass

Interessenten gerne bei ihr unter 0177/8484733 anrufen und die Exponate in Ruhe ansehen können. Und mit etwas Glück können Sie der Künstlerin dann auch ein wenig beim Arbeiten zusehen.
www.porzellart.de

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak

Zurück