Repair-Café Dorsten – Wegwerfen war gestern

von Martina Jansen

Repair-Café Dorsten – Wegwerfen war gestern

Auf den letzten Zentimetern Schnittfläche versagt die Stichsäge. Und dabei ist vor drei Wochen erst die Garantie abgelaufen. Der Staubsauger geht genau dann kaputt, wenn Sie sich die teuren Staubbeutel gekauft haben und die Kaffeemaschine funktioniert auch nur dann, wenn sie will. Was tun?
Wegwerfen und neu kaufen? Wäre eine Möglichkeit, aber eine kostspielige, die zudem der Umwelt auch schadet. Es gibt eine Alternative, bei der zusätzlich Müll reduziert wird: Das Repair-Café Dorsten, unterstützt von der Agentur für Ehrenamt.
Repair kommt aus dem Englischen und bedeutet, wie das Wort schon vermuten lässt, reparieren. Und genau das geschieht jeden zweiten und vierten Freitag in einem der 2500 deutschlandweiten Repair-Cafés hier im soziokulturellen Zentrum „Das LEO“ in Hervest.
Die Idee zu diesem Café entstand auf dem Markt der Möglichkeiten in Holsterhausen auf Anregung von Christel und Werner Schott. Sie kannten diese Cafés durch ihre in Holland wohnende Tochter. Dort sind die Möglichkeiten schon lange bekannt, aber auch in Dorsten konnten Christel und Werner Schott auf Anhieb elf Freiwillige für die gute Sache begeistern. Allerdings dauerte es dann noch anderthalb Jahre, bis endlich ein passender Raum gefunden wurde. Am 26. September 2014 war es dann so weit: 14 Ehrenamtliche begannen mit ihrer Arbeit. In den folgenden zwei Jahren war das Café Keller dann der Anlaufpunkt für Menschen mit ihren defekten Geräten.

Foto oben rechts: Das hilfsbereite Team des Repair Cafés. Leider fehlen auf dem Foto einige fleißige Helfer.

„In der ganzen Zeit haben wir die Schrottmenge erheblich reduziert“, so der Initiator der Aktion. „Ohne uns wären 1000 Geräte auf dem Müll gelandet, mit uns waren es schließlich nur noch 220, den Rest konnten wir reparieren“, weiß Werner Schott aus den Aufzeichnungen. Denn oft sind es nur kleine Problembehebungen, und das (alte) Schätzchen läuft wieder.
In die mobile Werkstatt kann alles gebracht werden, was tragbar ist: Toaster, Radio, Schallplattenspieler, Nähmaschinen, Fahrräder. Selbst eine Lichtmaschine wurde schon zur Reparatur gebracht – ausgebaut, versteht sich.

80 Prozent aller gebrachten Teile sind Elektrogeräte und während die ehrenamtlichen Handwerker der Ursache der Störung auf den Grund gehen, können die Besitzer der fehlerhaften Geräte entweder den Männern dabei über die Schulter schauen oder im Café bei einer Tasse Kaffee mit anderen Wartenden ins Gespräch kommen.
Etwas abseits der Kaffeetafel sitzt Gabi an der Nähmaschine und kürzt eine Hose. Aber als Konkurrenz zu örtlichen Werkstätten oder Änderungsschneidereien sieht sich das Team nicht. „Wir helfen ja nur bei Kleinigkeiten“, so Christel Schott.

Foto oben rechts: Das Schmuckstück der Werkstatt: Ein selbstgebautes Messgerät für Arbeiten unter Spannung

Einen festen Preis für die Arbeiten gibt es nicht, jeder gibt das, was einem die Reparatur wert ist. So füllt sich das Spendenglas und der Inhalt wird, wie bisher auch, sozialen Einrichtungen gespendet.
„Einen Dank der besonderen Art bekamen wir vor einiger Zeit, als eine in Dorsten bekannte Sängerin uns als Lohn für die Reparatur ihres Karaokegerätes zusätzlich zu der finanziellen Spende ein Privatkonzert gab“, erinnert sich Werner Schott freudig an dieses Erlebnis.

Schauen Sie doch mal genau in Ihre Ecken, auch Sie haben sicherlich das eine oder andere Teil, das nicht mehr einwandfrei funktioniert. Packen Sie es ein und kommen Sie am 10. oder am 24. Februar ins LEO. Alle 17 Mitglieder des Repair-Cafés stehen von 14:00 bis 18:00 Uhr bereit, um Ihnen zu helfen.
Und wenn Ihnen auf dem Weg ins Café nur lächelnde Dorstener Bürger mit Elektrogeräten unter dem Arm entgegenkommen, dann wissen Sie, dass die Ehrenamtler mal wieder ganze Arbeit geleistet haben.

Foto oben rechts: Werner Schott informiert sich bei Michael De Lorenzo (vorne) über den Stand der Reparatur eines Radios.

Text: Martina Jansen
Fotos: Martina Jansen

 

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