Neues Dorstener Zentrum für Alterstraumatologie im St. Elisabeth Krankenhaus

von Martina Jansen

Neues Dorstener Zentrum für Alterstraumatologie im St. Elisabeth Krankenhaus

Auch im Alter gut versorgt – Unfallchirurgen und Geriater arbeiten Hand in Hand

Seit Anfang Januar leitet Privatdozent Dr. Mike H. Baums, Chefarzt der Klinik für Chirurgie, Fachbereich Orthopädie, Unfallchirurgie und zusammen mit Dr. Marco Michels, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Fachbereich Medizin im Alter, eine neue Abteilung im Dorstener Krankenhaus.

Da die Menschen immer älter werden, benötigen sie bei einem Unfall eine andere Versorgung als noch vor 30 Jahren. Für eine optimale, altersgerechtere Versorgung wurde daher im St. Elisabeth Krankenhaus die neue Abteilung für Alterstraumatologie eröffnet. Insgesamt acht Betten sind verteilt auf der B4, der operativen Unfallchirurgie und der A4, der konservativen Geriatrie. Von Anfang an sind sie stets gut belegt, der Bedarf ist also da.

Der Begriff „Alterstraumatologie“ ist ein wenig irreführend, denn es werden nicht nur Unfallpatienten, sondern natürlich auch ältere Menschen, im Durchschnitt 70 bis 75 Jahre alt, mit geplanten Operationen wie Hüft- und Knieprotesen auf der neuen Station behandelt.

Die Zusammenarbeit der beiden Fachabteilungen erläuterte Dr. Mike Baums an einem Beispiel: „Wir hatten vor einiger Zeit eine 80-jährige Patientin, die unglücklich über eine achtlos abgestellte Tasche stürzte und sich dabei eine Fraktur des Schultergelenkes zuzog. In unserer zentralen Aufnahme wurden die üblichen Untersuchungen wie Röntgen, Blutabnahme und EKG veranlasst. Zusätzlich prüften die diensthabenden Ärzte routinemäßig, ob sich die Seniorin durch den Sturz weitere Verletzungen zugezogen hat“, beschreibt Dr. Baums die Erstversorgung. Um herauszufinden, ob diese Patientin auf der neuen Alterstraumatologie gut aufgehoben ist, stellten die Mediziner weitere Fragen nach ihrer Medikamenteneinnahme oder ob sie Probleme mit Sehen und Hören hätte. Außerdem erkundigten sie sich nach Stolperfallen in ihrem Haushalt.

Foto oben rechts: Privatdozent Dr. Mike Baums zeigt auf dem Röntgenbild den Bruch im Schultergelenk

„Aus all diesen Informationen versuchten wir herauszufinden, warum diese Patientin gestürzt ist“, erklärt Dr. Baums weiter und fährt fort: „Wir von der orthopädischen Abteilung versorgten und operierten den Trümmerbruch der Patientin, holten aber zeitnah Dr. Marco Michels und sein Team ins Boot. So kümmerte sich Dr. Michels bei der Patientin von Anfang an um ihren leichten Schlaganfall, den sie vor einem halben Jahr erlitt und von dem eine leichte Lähmung des rechten Beines zurückblieb. Auch der Diabetes und der Bluthochdruck der Seniorin wurden sofort mitbehandelt. Auf diese Weise sind wir Ärzte der beiden Fachbereiche gut über den Gesundheitszustand der Patientin im Bilde und können gemeinsam die tägliche Visite abhalten und Fortschritte der Genesung erkennen.“

Ziel der Alterstraumatologie ist es, die Patientin schnell wieder zu mobilisieren, die Bettlägerigkeit auch nach Operationen so kurz wie nötig zu halten. Eine gute Schmerztherapie ist dabei die Voraussetzung für die Wiederherstellung der Beweglichkeit der Gelenke. Daher erhielt oben genannte Patientin unmittelbar nach der Operation Physio- und Ergotherapie und die Therapeuten trainierten ihre Körperwahrnehmung. Parallel dazu passten die Geriater die Medikamente an.   

Aber auch die Frage: „Wie geht es nach dem Krankenhausaufenthalt weiter“ beschäftigt das Team der Alterstraumatologie. „Wichtig ist, dass wir wissen, was die Patienten für die selbständige Versorgung in den eigenen vier Wänden brauchen. Eine meiner ersten Fragen ist immer, wie die Menschen wohnen. Und ob sie allein leben oder mit Partner“, erläutert Dr. Marco Michels. „Eine Behandlung kann noch so gut sein – ist die weitere Versorgung zu Hause nicht gewährleistet, dann passiert es schnell, dass die Patienten bereits nach kurzer Zeit wieder ins Krankenhaus eingewiesen werden“, so Dr. Michels weiter.

Daher wird speziell für jeden Patienten, gemeinsam mit dem Team des Sozialdienstes, die beste Lösung nach dem Krankenhausaufenthalt überlegt. Kommt eine Kurzzeitpflege in Frage? Eine stationäre Reha? Oder wird der Patient zu Hause von Angehörigen unter Mithilfe eines ambulanten Pflegedienstes betreut?

Bei der häuslichen Pflege lassen alle Krankenhäuser der KKRN GmbH die Angehörigen nicht alleine. Im gewohnten häuslichen Umfeld zeigen Pflegekräfte den pflegenden Angehörigen bis zu sechs Wochen lang  Pflegetechniken. Ziel dieser und weiterer kostenloser Pflegekurse ist es, die Angehörigen zu entlasten bzw. nicht zu überlasten.

Foto oben rechts: Auf diesem Röntgenbild ist die Protese des Schultergelenkes sehr gut erkennbar

Um Patienten nach Stürzen Angst und Unsicherheit zu nehmen, plant das St. Elisabeth-Krankenhaus die Anlage eines Gang-Parcours. Auf verschiedenen Untergründen – zum Teil auch mit Steigung – wie Beton, Kopfsteinpflaster, Kies, Gras oder Sand können dann Muskelkraft und Gleichgewicht gezielt trainiert werden, um so mehr Gangsicherheit zu erreichen.

Einer der häufigsten Gründe, warum ältere Menschen in ein Krankenhaus eingeliefert werden, ist ein Sturz. Nicht nur Reaktionsgeschwindigkeit und Sehvermögen lassen im Alter nach, auch einige Medikamente können dazu führen, dass sich die Sturzgefahr erhöht.
Deshalb hat das St. Elisabeth Krankenhaus hier einige Tipps für Sie zusammengestellt:

- Bewegen Sie sich und bleiben Sie mobil im Alter. Das erhält die Fitness und kann somit vor Stürzen schützen.

- Achten Sie in den eigenen vier Wänden immer auf eine ausreichende Beleuchtung,
  besonders nachts bei Toilettengängen.

- Beseitigen Sie Stolperfallen im Wohnumfeld wie Türschwellen, Teppichkanten oder
  auf dem Boden liegende Gegenstände sowie Kabel.

- Bringen Sie im Badezimmer Haltegriffe in Dusche oder Badewanne an und
  verwenden Sie rutschfeste Matten.

- Gehen Sie regelmäßig zum Seh- und Hörtest.

- Beachten Sie Neben- und Wechselwirkungen von Medikamenten und
  fragen Sie gegebenenfalls dazu den Arzt oder Apotheker.

- Tragen Sie gegebenenfalls Hüftprotektoren, denn sie können vor Knochenbrüchen schützen.

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak

 

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