LOFX – Musik pur ohne Schnickschnack

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

LOFX – Musik pur ohne Schnickschnack

Wie viele andere Mädchen sang auch Michaela Grebe zu Hause unter der Dusche oder im Bad mit der Rundbürste als Mikro in der Hand. Der Unterschied zwischen ihr und vielen anderen „Sängerinnen“ war jedoch der, dass sie wirklich gut singen kann.

Michaela Grebe stellt mir zunächst die Mitglieder des Quartetts vor, bevor sie danach über den musikalischen Werdegang der Band erzählt: an der Gitarre Peter Andrikopoulos, über dessen musikalisches Leben wir bereits in der Dezemberausgabe 2016 der Lokallust berichteten. Es folgt ihr „Trommelkistenspieler“ Friedhelm Naujoks, der die Cajon spielt und last but not least ihr Mann, der Bassist Wolfgang Grebe.

Ich bekomme einen Vorgeschmack auf das Repertoire der Band, denn die vier stimmen diverse Songs an. Querbeet von Lindenbergs „Cello“ über „Rose Garden“ bis hin zu Reinhard Meys „Über den Wolken“. Wenn Michaela Grebes Stimme nach einigen Songs kurz Pause hat, legen Gitarrist und Bassist nach. Da klingt Westernhagens „Volljährigkeitshit“ „Mit 18“ vorgetragen durch Wolfgang Grebe verdammt gut, aber auch Peter Andrikopoulos muss seine Stimme bei den fünf Songs, die er singt, nicht verstecken.

Foto oben rechts: LOFX: Spaß und Lebensfreude pur

Der Schermbeckerin reichte ihr Gesang zunächst für den Hausgebrauch und die langen Nächte in der Küche, in denen sie sich mit ihrem späteren Mann Wolfgang ein wenig mit Gitarre und Gesang ausprobierte, aber nach zwei Jahren wollte sie doch einmal testen, ob ihr Gesang auch für die Öffentlichkeit taugt. Für ein wenig Straßenmusik zum Beispiel. Da Wolfgang allerdings sehr viel besser Bass als Gitarre spielt, und da es daher schwierig für ihn war, sie alleine zu begleiten, verwarfen sie den Gedanken zunächst wieder. Aber Michaela wollte es jetzt wissen. Sie wollte wissen, ob ihre Stimme auch außerhalb ihrer Familie und ihres Freundeskreises ankommt, meldete sich zu einem Gesangswettbewerb in Hünxe an und kam auf Anhieb auf Platz drei. „Ich war dermaßen nervös“, erinnert sich die attraktive Sängerin, „ich dachte, ich überstehe es nicht.“

Aber sie hat es zum Glück sehr gut überstanden und heute ist die Bühne ihre Welt. „Ich habe aber auch meine drei Jungs im Hintergrund, die mir die nötige Sicherheit geben.“

Foto oben rechts: Das Ehepaar Michaela und Wolfgang Grebe verbringt auch auf der Bühne viel Zeit miteinander

Seit dem Gesangswettbewerb hatte das Paar zusammen musikalisch nur noch ein Ziel: Raus auf die Bühne. So gab die Sängerin kurzerhand eine Anzeige auf, in der sie einen Gitarristen suchten - und Peter Andrikopoulos meldete sich. „Ich kann mich noch gut an das „Casting“ im Juni 2015 Zuhause in unserem Wohnzimmer erinnern“, schmunzelt Wolfgang Grebe und seine Frau ergänzt: „Das hatte echt was!“

Jetzt fehlte nur noch ein Schlagzeug. Gitarrist Peter erinnerte sich an seinen früheren Bandkollegen Friedhelm Naujoks, der auch zusagte. Nun war das Quartett komplett.

Alle drei Männer hatten vor LOFX reichlich Band- und Bühnenerfahrung sammeln können, spielten sie doch bereits in zahlreichen anderen Bands. Die musikalische Bandbreite dabei war immens: von Rock und Punk bei Wolfgang über Beat, Kirchenmusik, Blues und Jazz bei Friedhelm bis zu Deutschrock bei Peter.

Ins kalte Wasser geworfen oder selber gesprungen sind die vier Bandmitglieder dann im November 2015. Sie bestritten ihre Feuertaufe auf dem Weihnachtsmarkt in Bottrop, als kurzfristig eine Band ausfiel und sie einsprangen. In kürzester Zeit mussten sie ihr halbstündiges Programm auf vier Stunden ausdehnen. Ihre Vorstellung kam bei den Zuhörern gut an, sodass sie seitdem bei jedem Stadtfest, Feierabend- und Weihnachtsmarkt in Bottrop dabei sind. 

„Wir haben etwa 50 Songs aus 100 Jahren Musikgeschichte im Repertoire und suchen sie zur dunklen, tiefen Stimme Michaelas aus. Infrage kommen dafür zum Beispiel Blues, Soul, Jazz und Latin“, so Wolfgang Grebe.“ „Was wir absolut nicht spielen, das sind Schlager“, betont seine Frau und Friedhelm Naujoks ergänzt: „Das würde stimmlich ja auch gar nicht passen.“  Perfekt zur Stimme passt hingegen der 104 Jahre alte Hit „Just a Gigolo“, den die gebürtige Berlinerin ansingt. Das ist für mich schon ein etwas Besonderes, diese Stimme so nah zu hören.

Foto oben rechts: LPFX in Aktion: (v.l.) Wolfgang Grebe, Friedhelm Naujoks, Michaela Grebe unde Peter Andrikopoulos

Michaela fühlt die Lieder im Herzen und das sieht man ihrer Mimik auch an. Ebenso wie Peter, der bei seinem Gitarrensolo in seiner Welt ist.

„Wir spielen das, was uns selbst Spaß macht und geben die Freude damit weiter“, so Michaela „und wenn es beim Publikum ankommt und alle mitsingen, ist das für uns ein riesiges Lob.“

Ihr endgültiges Programm stellen die vier einen Tag vor ihrem Auftritt abhängig vom Auftrittsort zusammen. „Auf Stadtfesten mit Laufpublikum können wir unser Programm nicht langsam aufbauen und zum Schluss vom Tempo her steigern, wie in einer Location, in der die Gäste den ganzen Abend bleiben“, erklärt mir Wolfgang den Grund.

LOFX („Low Effects“) kommt, wie der Name schon sagt, ohne Effekte aus. Kein Hall, keine „Schönmacher“, kein Schnickschnack, nur drei Holz-Instrumente und Stimme pur. Peter Andrikopoulos erklärt den Unterschied zwischen „pur“ und der dazwischengeschalteten Elektronik: „Wir brauchen nur Strom, spielen damit also entweder lauter – oder ohne Strom leiser. Auf diese Weise können wir im kleinen Wohnzimmer, aber auch genauso gut in Riesenhallen spielen und klingen immer gleich.“

Die Band hat gerade ihr 100. Konzert in Bad Sassendorf gegeben. Auch in Berlin sind sie bereits aufgetreten, normalerweise spielen sie jedoch in ganz NRW und oft auch in der näheren Umgebung Dorstens. Ihr 103. Konzert wird am 6. April in der Stadtschänke Holsterhausen stattfinden, das 104. eine Woche später zum einjährigen Bestehen der alten Scheune in Lembeck.

Während Friedhelm zusätzlich noch mit einer Studioband Background für andere Sänger aufnimmt, werden Peter und Michaela zusätzlich demnächst als Duo „HeartBliss“ (Herzenswärme) mit einigen Songs Hochzeiten, Taufen, Sektempfänge oder auch Beerdigungen begleiten. Und wer von der Stimme dann immer noch nicht genug hat, der kann LOFX gerne am Abend zur Feier in Vollbesetzung engagieren.

Homepage: www.lofx.de und www.heartbliss.de
Facebook: www.fb.me/LOFXMUSIC

Text: Martina Jansen
Fotos: Petra Bosse, Frank Oppitz Photography, privat

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