Jugendliche und die Corona-Krise

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Jugendliche und die Corona-Krise

Das LEO wird endlich wieder Anlaufstelle für die Hervester Jugend

„Wir holen unsere Jugendlichen dort ab, wo sie Zuhause sind“, erzählt Streetworker Joshua Hildebrandt während er mit seiner Kollegin Jacky Möller unterwegs zu den bekannten Treffpunkten in Hervest ist. „Uns vertrauen sie“, ergänzt die Sozialarbeiterin, „wir kennen unsere Mädchen und Jungen alle aus dem LEO.“

Gerade mit diesem Hintergrundwissen war es für die beiden Mitarbeiter des Soziokulturellen Zentrums wichtig, endlich wieder Gespräche vis-a-vis mit den Jugendlichen zu führen, denn das Jugendzentrum hatte coronabedingt acht Wochen geschlossen. Telefonisch war das Team, zu dem auch Dennis Ullrich gehört, zwar immer erreichbar, aber ob bei den regelmäßigen Besuchern wirklich alles in Ordnung ist, das erfahren die Sozialarbeiter erst nach einiger Zeit im persönlichen Gespräch. Christian Joswig, Leiter des LEOs, ergänzt, dass es wohl noch Monate dauern wird, bis der Betrieb mit Veranstaltungen wieder vollständig aufgenommen werden kann. „Bis dahin versuchen wir die Lücken im Angebot möglichst kreativ zu schließen.“
„Unsere Jugendlichen sind zurzeit leider die Verlierer, sie werden alleine gelassen“, bedauert Jacky. „Kinder werden mit Comics über das Virus aufgeklärt, für Erwachsene gibt es Plakate und Tafeln, aber die Altersgruppe dazwischen ist nicht gut über die Folgen des Virus, über Hygienemaßnahmen und Abstandhalten informiert.“

Auch ich als Autorin dieses Testes, muss mir den Schuh anziehen, vorschnell geurteilt zu haben, wenn ich gerade zu Anfang der Kontaktbeschränkungen viele junge Menschen in einer Gruppe stehen sah. Aber die Jugendlichen kannten die Beschränkungen zum großen Teil wirklich nicht. „Zu Hause kümmert sich oft niemand um sie, die Schulen haben geschlossen. An Informationen aus Nachrichten oder von offiziellen Stellen kamen sie nicht heran, da Einkaufscenter und Begegnungsstätten geschlossen hatten“, berichtet Joshua. Damit entfiel für sie auch die Gelegenheit, sich in die öffentlichen WLAN-Netze einzuwählen. Oft ist das aber die einzige Möglichkeit Kontakt mit Freunden übers Handy zu halten, da die wenigsten Jugendlichen über einen Handy-Vertrag verfügen. Auch das viel gepriesene Home-Schooling scheitert an den technischen Ausstattungen, die diese Jugendlichen Zuhause vorfinden. Videochats aus Grundschule, OGS oder KiTas sind daher kaum möglich. Und auch hier sind die Jugendlichen die Verlierer.
Joshua betont, dass alle „seine“ Jugendlichen die Notwendigkeit der Corona-Schutzregeln einsehen, wenn sie ihnen erklärt werden. Und dann halten sie sich auch daran. „Das gelingt ihnen, so wie auch Erwachsenen, nicht immer, aber sie versuchen es zumindest.“

Foto oben rechts: Jacky Möller und Joshua Hildebrandt sind in Hervest unterwegs, um mit Jugendlichen zu reden

Seit dem 11. Mai dürfen Jugendzentren unter bestimmten Regeln wieder öffnen. Eine Woche dauerte es, bis das Konzept im LEO umgesetzt, Dienstpläne angepasst und die besonderen Hygieneanforderungen erfüllt waren und das Soziokulturelle Zentrum zumindest wieder für Kursteilnehmer geöffnet werden konnte. Auch hier unter strengen Auflagen. Das bedeutet aber auch, dass der offene Jugendbereich weiterhin für alle anderen Jugendlichen gesperrt bleibt. „Daher ist es für uns umso wichtiger alle unsere regelmäßigen Besucher des LEOs zu erreichen und ihnen die ‚Story Time‘ anzubieten“, erklärt Jacky die Möglichkeiten, zum 1:1 Gespräch im LEO mit den Gesprächspartnern ihrer Wahl. Für diesen Fall dürfen die Jugendlichen ins Haus und bekommen dort auch Einweg-Schutzmasken gestellt.
„Wir schaffen jetzt gerade Möglichkeiten, dass sich unsere Besucher zumindest in den Außenanlagen wieder treffen können“, freut sich Joshua für die Jugendlichen. „Dazu reparieren wir die Kettcars, pumpen die Bälle auf und geben den Basketballkorb wieder frei.“ Und Jacky ergänzt: „Unser größter Wunsch wäre jedoch, dass wir in den Sommerferien das geplante Zirkusprojekt durchführen können. Wir würden natürlich darauf achten, dass immer nur dieselben Kinder in ihrer kleinen Gruppe mit denselben Betreuern Kontakt haben. Wir halten jetzt schon, und auch weiterhin, Abstand, waschen uns sehr oft die Hände und desinfizieren alle Flächen, damit wir alle Vorgaben erfüllen und unsere Kinder und Jugendlichen hoffentlich mit dem Ferienspaß ‚Zirkus‘ endlich wieder kostenlos etwas Schönes erleben können.“
Gegönnt sei es ihnen und da die Corona-Schutzverordnung im 4-Stufen-Plan des Landes NRW ab Juni bei der Betreuung von Kindern und Jugendlichen etwas lockere Regeln vorsieht, ist der Wunsch aller Mitarbeiter des LEOs vielleicht umsetzbar.  

Foto oben rechts: Christian Joswig schafft mit seinem Team kreative Angebote für die Jugendlichen

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak

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