Heute treffe ich Marita Kipinski

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Heute treffe ich Marita Kipinski

„Der Freundeskreis bereichert mein Leben“

„Eigentlich wollte ich nur mein Englisch etwas auffrischen, nun bin ich seit 21 Jahren Vorsitzende des Freundeskreises Crawley“, schmunzelt Marita Kipinski. Angestrebt hat sie das Amt nicht, aber das Leben geht nun mal eigene Wege.

Die gebürtige Marlerin mit „Pfälzischem Migrationshintergrund“ wollte nach ihrer fünfjährigen Kinderpause ihr etwas eingerostetes Englisch wieder flüssiger gestalten, was für eine Englisch- und Geschichtslehrerin ja nicht von Nachteil ist. Sie wurde auf den Freundeskreis Crawley e. V. aufmerksam, der Gasteltern suchte. Besuch aus England – das war die perfekte Lösung nach fünf Jahren Englisch-Abstinenz!

„Der Sinn der Städtepartnerschaft ist es, die menschlichen und kulturellen Beziehungen zwischen Crawley und Dorsten zu vertiefen. Dazu gehört auch, die Gäste privat in den jeweiligen besuchten Städten unterzubringen. In einem Jahr wohnen die Besucher für eine Woche bei uns in Dorsten, im Jahr darauf kommen unsere Mitglieder privat in Crawley unter“, erklärt die sympathische Dorstenerin. „Unser erstes Mal als Gasteltern war für meine Familie und mich eine ganz neue Erfahrung, spannend und aufregend. Wir freuten uns, wussten aber nicht, wen wir vom Bus abholen werden. Aber dass die Woche mit Leon und seinem Sohn Roland so super wurde, das hätten wir vorher nicht gedacht“, blickt die 68-Jährige zurück.

Marita Kipinksi engagierte sich daraufhin im Freundeskreis und wurde Besitzerin. Als die damalige erste Vorsitzende und Gründungsmitglied Erica Dickhöfer plötzlich verstarb, wurde die jetzige erste Vorsitzende für die Nachfolge „ausgewählt“. „Da ich damals das einzige Mitglied im Verein war, das so fließend Englisch sprach, um die Kontakte nach England aufrecht zu erhalten, kam ich zum Vorsitz quasi wie die Jungfrau zum Kind. Nicht geplant, aber ich habe das Amt nun 21 Jahre inne und bin immer noch begeistert.“

Eine hohe Wertschätzung erhält der Freundeskreis durch unseren Bürgermeister Tobias Stockhoff. Bei einem Treffen der Vorsitzenden der beiden Partnerstädte kam das Thema der vergangenen Radtouren zu den Partnerstädten auf. „Meinen achtlos in die Runde eingeworfenen Satz ‚Dazu hätte ich auch Lust‘, beantwortete Tobias mit einem schlichten ‚Dann machen wir das‘.

Foto oben rechts: Marita Kipinski, Vorsitzende des Freundeskreis Crawley

Ein Jahr später, ich dachte schon längst nicht mehr an seinen Satz, erinnerte er uns daran. Auf sein Wort ist Verlass und seitdem lebten diese Radtouren mit ihm an der Spitze wieder auf“, freut sich Marita Kipinski und fährt fort: „Die erste Tour führte selbstverständlich nach Crawley und war, aufgrund mangelnder Erfahrung, die schwierigste und abenteuerlichste, aber auch die lustigste Reise, die wir seitdem als Truppe erlebten“. Auch aus einem anderen Grund ist diese Tour unvergessen: Die Radtour brachte für die „Spes Viva Station“ im Dorstener Krankenhaus die höchste Spendensumme ein, die je auf den Touren erzielt wurde.

Nicht nur sprachlich profitiert Marita Kipinski von den Vereinstreffen, sie bekam auch andere Einblicke in das ganz normale englische Leben. „Im Idealfall entstehen Freundschaften so wie bei meiner Familie. Wir fahren gemeinsam in den Urlaub, feiern zusammen, treffen uns aber auch bei traurigen Anlässen.“ Gemeint ist damit die Beerdigung ihres Mannes vor dreieinhalb Jahren.

Marita Kipinski ist seit achteinhalb Jahren pensioniert, aber ihre Tage sind ausgefüllt. So schreibt sie Rezensionen von Konzerten oder Theaterstücken. „Es macht mir Spaß und ich bekomme auf diese Weise eine ganz andere Sicht auf die Dinge.“ Zudem schließt diese Aufgabe eine Lücke in ihrem Leben: Aufgrund der Arthrose in ihrer Hand musste sie nach 20 Jahren ihre Mitgliedschaft im Blockflötenconsort Dortmund aufgeben, hält aber weiterhin Kontakt zu einigen Mitgliedern.

Die Dorstenerin ist humorvoll und spielt auch gerne mal Theater. An ihre Auftritte als Queen oder beim Karneval der KFD Holsterhausen erinnert sie sich gerne, „aber auf Kommando lustig sein, das kann ich nicht“, betont sie. „Ich bin auch leidenschaftlich gerne Oma“, fährt sie fort. „Ich freue mich immer, wenn mein elfjähriger Enkel nach der Schule zu mir zum Essen kommt und wir uns unterhalten können.“ Und um noch ein Klischee zu bedienen: Die rüstige Seniorin hat bis vor kurzem sehr gerne Socken gestrickt, wie sie lachend zugibt.

Foto oben rechts: Noch einen Schluck auf "die rote Oma" und dann geht es auch schon auf Tour

Vor 20 Jahren rief die englandbegeisterte Dorstenerin den offenen Stammtisch „Last Orders“ in englischer Sprache ins Leben. Hier ist jeden zweiten Mittwoch im Monat jeder im Wacholderhäuschen in der Alleestraße 36 um 20:00 Uhr herzlich willkommen, der seine Sprachkenntnisse testen oder erweitern möchte. Perfektes Englisch wird nicht erwartet. Das diesjährige Highlight wird das Christmas-Treffen mit weihnachtlichen Geschichten und Musik am 11. Dezember um 19:00 Uhr im Rahmen des Adventskalenders „Wir machen MITte“ sein.

Neue Mitglieder im Freundeskreis sind jederzeit herzlich willkommen.
www.dorsten-crawley.com

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak und Stadt Dorsten

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