Familie kann man sich aussuchen!

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Familie kann man sich aussuchen!

Verschenken Sie Zeit als Wunschgroßeltern

Großeltern sind wertvoll. Sie haben einen großen Schatz an Erfahrungen und Wissen, den sie an die jüngere Generation weitergeben können. Sie sind geduldig, nicht ganz so streng wie die Eltern und lassen schon mal Fünfe gerade sein. Leider können die leiblichen Großeltern diese Rolle oft nicht übernehmen. Sie wohnen zu weit entfernt oder sind krank. Die Enkel wachsen ohne sie auf, können nicht mehr von den Werten der älteren Generation profitieren.

Das muss nicht sein. Es gibt Wunschgroßeltern wie Gisela Hedrich und Reinhard Trachte, die gerne – und natürlich kostenlos – eine familiäre Verbindung zwischen Eltern, Kindern und sich herstellen.
„Unser Großelterndasein auf Zeit ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen über drei Generationen hinweg“, beschreibt Gisela Hedrich ihr Engagement und das ihres Mannes. „Bei uns ist es sogar bereits mehr, wir gehören schon ein wenig mit zur Familie“, fährt sie lächelnd fort.

„Die ‚Wunschgroßeltern‘ gibt es in Dorsten seit zehn Jahren. Während dieser Zeit haben sich Freundschaften entwickelt, die bis heute andauern“, freut sich Sabine Cremer von der Caritas Dorsten. Sie gründete zusammen mit Marion Werk von der Dorstener Agentur für Ehrenamt und Hilke Weinbrich vom Familienbüro Dorsten das Projekt. Über den ganzen Zeitraum hinweg gab es immer zehn bis zwölf aktive Paarungen. „Die Nachfrage ist jedoch immer größer als die Anzahl der angemeldeten Großeltern“, bedauert Sabine Cremer, „wir würden uns daher freuen, wenn sich weitere jung gebliebene Omas oder Opas bei uns melden und sich ein wenig Zeit für die Jüngsten nehmen würden.“

Zeit nimmt sich auch das Ehepaar Hedrich-Trachte aus Holsterhausen. Als sie vor anderthalb Jahren in einem Flyer von den Wunschgroßeltern lasen, war für sie sofort klar: „Das machen wir.“ „Unsere eigenen Enkel sind mittlerweile erwachsen und wir finden es wichtig, dass durch uns jetzt auch andere Kinder die Möglichkeit haben von der älteren Generation zu lernen“, betont Reinhard Trachte. „Nachdem unsere polizeilichen Führungszeugnisse vorlagen, lernten wir zunächst Marion Werk und anschließend bei einem lockeren Kaffeetrinken unsere zukünftige Wunschfamilie kennen“, erzählt der 72-Jährige weiter.
„Wir waren uns alle auf Anhieb sympathisch und seitdem treffen wir uns regelmäßig mit unseren beiden Enkeln. Seit einem Jahr spielen wir nun schon zusammen, lesen vor, basteln, backen und essen auch hin und wieder zusammen Abendbrot. Wir haben Spaß zusammen und unser Tag sieht dabei nicht anders aus als bei leiblichen Großeltern auch“, ergänzt seine Frau.
Die Wunschenkel der beiden Senioren sind ein dreijähriger Junge und ein fünfjähriges Mädchen, deren leibliche Großeltern leider zu weit weg wohnen. „Es ist toll, die Entwicklung der beiden mitzubekommen“, freut sich die 68-Jährige. „Anfangs war das Mädchen noch etwas zurückhaltend, aber mittlerweile fragt sie uns immer, wann sie wiederkommen darf. Dies und das Lächeln, wenn sie uns sieht, das ist ein schönes Gefühl, das wir mit in unseren Alltag nehmen.“

Foto oben rechts: Wunschgroßeltern Gisela Hedrich und Reinhard Trachte

Eine kontinuierliche Begleitung brauchen die Wunschgroßeltern nicht. „Im Laufe der zehn Jahre hat sich herausgestellt, dass sich die Wunschgroßeltern vom klassischen Ehrenamt unterscheiden und deswegen die Anbindung an das Hauptamt bei den Wunschgroßeltern nicht erforderlich und von den Beteiligten auch nicht gewünscht ist. Sie sehen ihr Engagement als emotionale Bereicherung ihres Lebens“, weist Sabine Cremer darauf hin, dass daher zukünftig der Schwerpunkt auf der Vermittlung und auf der Beratung bei Fragen und Schwierigkeiten liegen wird.
Es versteht sich von selbst, dass Leihomas und -Opas keine Tageseltern oder Babysitter sind. Sie kommen gerne nach Absprache in die Familie und sind für „ihre“ Enkel da, so wie leibliche Großeltern auch. Und mit der Zeit werden sie auch oft zu „richtigen“ Omas und Opas.

Sie fühlen sich noch nicht zum alten Eisen gehörig? Sie haben Zeit und Lust die Welt noch einmal mit Kinderaugen zu sehen? Sie möchten etwas Sinnvolles tun?
Dann wäre vielleicht die Aufgabe als Wunschoma oder Wunschopa interessant für Sie. Schenken Sie einem Kind Ihre Aufmerksamkeit und melden Sie sich dazu doch bitte bei Sabine Cremer von der Caritas Dorsten unter 02362 918713.

Foto oben rechts: Sabine Cremer rief vor zehn Jahren das Projekt "Wunschgroßeltern" mit ins Leben

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak

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