Die Lippe: Flusslandschaft des Jahres 2018/2019

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Die Lippe: Flusslandschaft des Jahres 2018/2019

Anlässlich dieser Auszeichnung und des kürzlich hohen Wasserstandes der Lippe stellen wir heute die „Lupia“, wie sie im Lateinischen genannt wird, in den Fokus.

220 Kilometer lang ist der rechte Nebenfluss des Rheins. Er entspringt in NRW in Bad Lippspringe, fließt an Haltern und dem Stadtteil Lippramsdorf vorbei, parallel zum Wesel-Datteln-Kanal in Dorsten, um dann zuletzt in Wesel in den Rhein zu fließen. Seine beiden Nebenläufe in Dorsten sind der Rapphofs Mühlenbach und der Hammbach.
Neben den Brücken gibt es eine weitere Möglichkeit in Dorsten, die Lippe zu überqueren: die Baldurfähre, die sicherlich den meisten Dorstenern bekannt sein wird. Sie nahm im Jahre 2005 in Holsterhausen den Betrieb auf und erhielt ihren Namen von der ehemaligen Zeche Baldur in Dorsten. Damals ruderte noch ein Fährmann die Bergleute über die Lippe, heutzutage muss oder kann man sich mit reiner Muskelkraft selbst von einem Ufer zum anderen ziehen.

Bereits 2010/2011 erhielt die Emscher, das Nachbargewässer der Lippe, die Auszeichnung „Flusslandschaft des Jahres“. Vorgeschlagen wird das jeweilige Gewässer von den „Naturfreunden Deutschlands“ und dem Deutschen Angelfischerverband, vergeben wird der Titel dann durch das Bundesumweltministerium. Nun erhielt auch die Lippe diesen Titel. „Aufgrund zahlreicher Kläranlagen wurde die Wasserqualität schon stark verbessert, durch Renaturierungsprojekte versetzen wir die Lippe jetzt auch wieder in einen naturnahen Zustand“, kennt Michael Steinbach, Pressesprecher des Lippeverbandes, den Grund dieser Ehrung.
Im Gegensatz zur Emscher ist die Lippe nie ein Abwasserfluss gewesen. Sie war als Industriefluss jedoch durch geklärte Abwässer und die Abwärme der umliegenden Kraftwerke belastet. Zudem wurde immer wieder Wasser für die Kanäle entzogen.
„Das Schwimmen in der Lippe ist dennoch, unabhängig von der Wasserqualität, nicht erlaubt.“ Darauf weist der Pressesprecher hin. Zum einen ist es in Flüssen generell risikoreich, zum anderen variiert die Keimbelastung zu stark. Ist die Wasserqualität heute gut, so kann sie morgen nach starken Regenfällen durch den Überfluss aus der städtischen Kanalisation stark absinken. Ist das Abwasser auch sehr verdünnt, so sind dennoch Magen-Darm-Erkrankungen nicht auszuschließen.

Foto oben rechts: Lippepegel Dorsten ( Foto: Rupert Oberhäuser)

Vom Starkregen hin zum Hochwasser ist es manchmal nur ein kleiner Schritt. Bei einem Wasserstand von 6,50 Metern, gemessen an der Pegelanlage in Holsterhausen, werden die Mitarbeiter des Lippeverbandes in Essen alarmiert. Sie sind zuständig für den Hochwasserschutz in unserem Bereich. Durch geeignete Maßnahmen versuchen sie bereits im Vorfeld, das Hochwasserrisiko zu mindern bzw. Schäden durch Hochwasser zu vermeiden. Michael Steinbach erklärt, warum der Pegelstand der Lippe in Dorsten ständig hoch ist: „Die Lippe in Dorsten besitzt ein tiefes Bett, daher ist der Wasserstand des Mittelwassers von Anfang an höher als zum Beispiel in Haltern.“
Ist nach der Alarmierung abzusehen, dass die Acht-Meter-Marke für längere Zeit überschritten wird, dann können wir Dorstener dennoch beruhigt sein. Im Ernstfall sind die Mitarbeiter rund um die Uhr im Einsatz. Sie gehen die Deiche ab, kontrollieren die Nebenflüsse, prüfen, ob sich in den Rechen etwas verfangen hat und schauen, ob Brücken unterspült worden sind. Zusätzlich achten sie in den Deichseitengräben darauf, ob Wasser durch den Deich sickert. Mitte Dezember 2017 und Anfang Januar 2018 lagen die Pegelstände zwar bei acht Metern, Handlungsbedarf bestand jedoch noch nicht.

Neben dem Hochwasserschutz und der Klärung der Gewässer ist der Lippeverband auch für die Instandhaltung der Deiche und Deichwege zuständig. So wurden jetzt Mitte Januar die Schlaglöcher auf dem linken Lippe-Ufer beseitigt. Die Deiche schützen die tiefer liegenden Bereiche vor Hochwasser. Diese Bereiche, Polder genannt, waren Namensgeber für den Lippe-Polder-Park, dem Stadtpark auf Zeit im Sommer 2015.
Ein wertvoller Partner in Hinsicht auf die Pflege der Deiche ist der Schäfer mit seiner Herde. Die Schafe verdichten die obere Schicht des Deiches und halten die Grasnarbe kurz, sodass Kaninchenlöcher, die dem Deich schaden, schneller zu sehen sind.

In Dorsten hat die Lippe außerhalb der Deichstrecken noch reichlich Platz sich bei hohem Wasserstand auf den angrenzenden Flächen auszubreiten. Auf diese Weise entstand und entsteht ein ökologisch wertvoller Raum für Flora und Fauna. In den teilweise unter Naturschutz stehenden Lippeauen haben sich daher unter anderem wieder der Eisvogel oder die Uferschwalbe angesiedelt. In der Lippe selbst hat sich der Bestand selten gewordener Fische wieder erholt. Michael Steinbach führt das vor allem auf den Ausbau der Kläranlagen zurück. Inzwischen leben wieder 27 Fischarten und rund 400 verschiedene Arten von Schnecken, Muscheln und Krebsen in der Lippe - dreimal so viele wie vor 20 Jahren.

Schützen Sie bitte diesen wertvollen Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten, in dem Sie die Naturschutzgebiete nicht betreten und Ihren Hund anleinen.

Die aktuellen Pegelstände und Niederschlagsdaten der Lippe können Sie im Internet verfolgen
www.lippe-hochwasser.de/startseite

Foto oben rechts: Luftbild vom Hochwasser 1-2011 (Foto: Hans Blossey)

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