Ausbildung für Kommissar Rex

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Ausbildung für Kommissar Rex

Eine Spürnase auf Personensuche

Haben Sie sich schon einmal überlegt, warum es Hunde gibt, die Personen, Tabak oder Drogen aufspüren, während andere nicht einmal einen geworfenen Stock wiederfinden? Fragen Sie sich manchmal, wieso manche Hunde sofort losbellen, auf andere Hunde losgehen und kaum zu bändigen sind, während einige ihrer Artgenossen aufs Wort hören?
Die Antwort liegt in der Ausbildung, die im Schäferhundeverein OG Wulfen e.V. angeboten wird. 

In der Gerlicherheide in Wulfen, abseits von Straßenverkehr und anderen Ablenkungen, bereitet Susanne Rother die Hunde gemeinsam mit ihren Haltern auf die verschiedenen Prüfungen vor. Sie ist seit fast 25 Jahren Mitglied in dem 43 Mitglieder zählenden Verein und führt auch neben Ihrer Arbeit als Ausbildungswartin die Hundeschule. „Es macht mir einen Riesenspaß, mit Hunden zu arbeiten“, freut sich Susanne Rother, die selbst zwei Schäferhunde besitzt.

Foto oben rechts: Susanne Rother mit ihrem Schäferhund Yvi

Über 50 Hunde sind mit ihren Besitzern hier, wobei natürlich nicht immer alle Hunde und Halter auf einmal anwesend sind. Schäferhunde sind in der Überzahl, aber auch Boxer, Mischlinge, Rhodesian Ridgebacks, Doggen oder Border Collies sind hier anzutreffen, um nur einige zu nennen. Die Gründe, sich mit anderen Besitzern und deren Fellnasen zu treffen, sind vielfältig: Die Hunde sollen soziales Verhalten lernen, sich auf der vereinseigenen Wiese austoben können, Agility Sport betreiben oder, wie bereits oben erwähnt, auf verschiedene Prüfungen vorbereitet werden.

„Es ist schon wichtig, früh genug mit der Welpenschule zu beginnen und dem Hund Gehorsam beizubringen. Zudem ist der Vierbeiner nach dem Training so ausgeglichen, dass er zu Hause aus Langeweile nichts zerstört“, spricht Norbert Holtick, der erste Vorsitzende des Vereins, aus eigener Erfahrung.

Foto oben rechts: Der erste Vorsitzende Norbert Holtick mit Schäferhund Fredbeim Absuchen einer Spur

Auch ohne eine Mitgliedschaft im Verein kann der beste Freund des Menschen hier auf Alltagstauglichkeit in der Stadt trainiert werden. Diese Teilnahme zeigt von verantwortungsvollem Umgang des Halters mit seinem Hund. „Ideal wäre es natürlich, wenn sich die zukünftigen Hundehalter vor dem Kauf ihres ersten Hundes bei uns Tipps holen würden“, wünscht sich Sabine Rother. „Auf diese Weise können Enttäuschungen oder Probleme auf beiden Seiten vermieden werden und das Zusammenleben zwischen Halter und Hund, aber auch gegenüber anderen Mitmenschen und Artgenossen, reibungsloser funktionieren.

Ulrich Schneider wollte mit seiner Yara, einer Magyar Vizsla Hündin, ursprünglich nur die Hundeschule besuchen. „Ich war dann aber so begeistert von dem tollen Team hier und der Superarbeit von Susanne, da bin ich eben geblieben“, verrät er. Und so machte Ulrich Schneider nicht nur den Hundeführerschein für Begleithunde, seine ungarische Vorstehhündin bestand mittlerweile auch die erste Prüfung zur Rettungshündin.
„Wir gehören keiner Staffel an“, erklärt Norbert Holtick, „wir betreiben hier Hundesport. Unsere Mitglieder sind keine ausgebildeten Sanitäter, daher dürfen sie im Ernstfall nicht eingesetzt werden – ihre Hunde schon, denn die Prüfungen sind allgemeingültig und werden von einem unabhängigen Prüfer vorgenommen.“ 

Vor der Ausbildung und Prüfung zum Rettungshund steht zunächst die Prüfung zum sogenannten „Begleithund“. Auch die Agility-, Schutz- und Fährtenhunde müssen diese Basisprüfung bestehen, bevor sie weitere Prüfungen ablegen können.

22 Hunde bestanden hier kürzlich die Prüfung, nachdem Susanne Rother diese mit Hundeführern und Hunden einübte. Dazu gehörten unter anderem auch Gehorsamkeitsübungen, bei denen die Hunde sich nicht ablenken lassen dürfen - weder von einem Leckerchen noch von einem Rivalen und erst recht nicht von einer Hündin.

Noch anspruchsvoller gestaltet sich die Ausbildung zum Fährtenhund.  „Was der Mensch mit seinen Augen erfasst, ‚sieht‘ der Hund durch seine feine Nase“, weiß Norbert Holtick. „Die Fährtensuche ist eine Nasenarbeit höchsten Grades“, fährt er fort.

Foto oben rechts: Susanne Rother mit ihrem ausgebildeten Schäferhund Yvi

Nach bestandener Prüfung zum Begleithund kann er in der Personenrettung ausgebildet werden. Alle sechs angemeldeten Hunde haben die Aufgaben während der letzten Herbstprüfung glänzend gemeistert und können sich nun „Rettungshund“ nennen. Neben Gehorsams- und Geschicklichkeitsübungen wurden die Hunde hier zusätzlich als Gebrauchshunde und in der Spuren- und Fährtensuche geprüft.

Geübt wird dies im naheliegenden Wald. Dort sollen die Hunde Personen, die sich verirrt haben, auffinden und verbellen. Aber keine Sorge, falls Sie ein Pilzsammler sein sollten: Die Hunde sind ausschließlich auf stehende oder sitzende Personen fixiert. Da der Spieltrieb und die Aussicht auf eine Belohnung der Hunde größer sind als der Jagdtrieb, besteht auch keine Gefahr für das Wild, zumal sie während der Übungen eine Kenndecke mit Glöckchen tragen. Wenn Sie also einen schnüffelnden Hund alleine im Wald antreffen, der diese Decke trägt, brauchen Sie keine Angst zu haben. Dieser Hund tut Ihnen wirklich nichts, er will nur arbeiten.

Eine andere Übung absolvierte Eva Menge noch kurz vor der Prüfung mit ihrem Rhodesian Ridgeback „Malik“. Da Rettungshunde auch in Katastrophengebieten mit Schutt eingesetzt werden, müssen sie hin und wieder auch mal über dieses unwegsame Gelände getragen werden. Nicht nur, dass das nicht jeder Hund gerne mit sich machen lässt – geschweige denn von anderen Personen als seinem Halter -  es gehört auch eine besondere Technik dazu, einen 40 Kilogramm schweren Vierbeiner über eine längere Strecke auf seinen Armen zu transportieren. Malik  machte sehr gut mit und ließ sich problemlos an Stefan Kautsch übergeben, der ihn ein Stück weitertrug und dann absetzte.    

Trotz guter Ausbildung ist und bleibt ein Hund ein Tier, das sich auch mal erschrecken kann. Eine Bitte hat Norbert Holtick daher an Radfahrer, Jogger oder Spaziergänger: „Wir sollten öfter miteinander kommunizieren. Wenn Sie vor sich einen Hund sehen, dann sollten Sie sich kurz bemerkbar machen. Der Hund erschrickt dann nicht, geht ganz entspannt zur Seite und der Weg ist frei.“

Wenn Sie mit Ihrem Hund beim Schäferhundeverein vorbeischauen möchten, dann sind Sie herzlich dazu eingeladen. Melden Sie sich dazu kurz an unter der Handynummer 0177 9758078 oder stöbern Sie vorher ein wenig auf der vereinseigenen Webseite http://www.ogwulfen.de/

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak, privat

Zurück