Heute treffe ich Claus Lesch

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Heute treffe ich Claus Lesch

Ein aktiver Rentner aus Holsterhausen

Kennen Sie diese Situation auch: Sie treffen im Abstand von einigen Jahren immer mal wieder dieselbe Person und denken sich: „Mensch, die hat sich gar nicht verändert.“
So ergeht es mir jedes Mal, wenn ich Claus Lesch sehe. Ob in der Stadt, bei der Besenparty des Entsorgungsbetriebes oder am Osterfeuer – immer habe ich den Eindruck, dass er noch so aussieht wie damals.

„Damals“ – das ist im September genau 40 Jahre her. Claus Lesch war 1978 mein Ausbilder in der Metall-Grundausbildung bei der damaligen Veba Öl AG. Er hat sich den Beruf des Anlagenschlossers ausgesucht, ihn erlernt und später seine Technikerprüfung einschließlich Ausbildereignungsprüfung abgelegt. Ich dagegen musste mit weiteren neun Auszubildenden meines Ausbildungsjahrgangs für sechs Monate Feilen, Schweißen und weitere Schlosserfertigkeiten erlernen, ob wir wollten oder nicht. Der Grundkurs war für angehende Energieanlagenelektroniker nun mal ein Muss.
„Wir mussten uns damals ganz gewaltig umstellen, denn zum ersten Mal hatten wir plötzlich acht junge Frauen in der Metallwerkstatt“, erinnert sich mein ehemaliger Ausbilder. „Das war für alle eine riesige Herausforderung.“ Diese Herausforderung hat er jedoch gemeistert, denn er blieb noch, nachdem er zur Sicherheitsabteilung wechselte, bis 2004 im Werk und ging anschließend nach 40 Jahren verdient in den Vorruhestand. „Langeweile kenne ich aber dennoch nicht“, betont der Holsterhausener.

Schon damals radelte er die 13 Kilometer zur Arbeit und auch zu unserem jetzigen Treffen kommt der 68-Jährige mit dem Rad. Im T-Shirt mit Emblem seiner Radtruppe steigt er gut gelaunt wie immer vom Rad. Die kurze Strecke war für ihn ja auch ein Klacks. Seit 14 Jahren fährt Claus Lesch jeden Dienstag bei fast jedem Wetter mit den „Wilden Radfahrern“ schließlich etliche Kilometer mehr. Nur bei hohem Schnee und Glatteis bleibt der Drahtesel in der Garage. Claus machen die tiefen Temperaturen nichts aus. Bei den Worten: „Der mit der kurzen Hose“, wissen alle „Wilden Radfahrer“ sofort, wer gemeint ist. 

Der Familienmensch hat seine Frau Heidi, seine beiden Kinder mit Partnern sowie seine vier Enkelkinder gerne um sich, freut sich aber dennoch jeden Dienstag auf die kleine Auszeit vom Alltag und dem täglichen Rhythmus. „Oft gehen wir mittags noch ‚lecker essen‘, bevor wir uns auf den Heimweg machen. Dabei fahren wir durch verschiedene Landschaftsformen wie Heide, Kiefernwälder, deren Duft ich liebe, oder wir radeln am Kanal entlang“, freut sich der rüstige Rentner über die Vielfältigkeit der Natur, die Dorsten und die Umgebung zu bieten haben.

Meistens geht es bis nach Wesel, da summieren sich dann nur diese gefahrenen Kilometer im Jahr in etwa auf 3500 Kilometer. „Seit einiger Zeit fahren wir mit E-Bikes und sind begeistert“, so der jung gebliebene Biker. „Das ist ein ganz anderes Fahrgefühl und wir müssen nicht immer schauen, ob wir Gegenwind oder Berge vor uns haben.“ Auf seinen Touren oder anderen öffentlichen Veranstaltungen in der Stadt trifft er regelmäßig ehemalige Auszubildende, die ihn ebenfalls wiedererkennen. Also scheint meine Meinung nicht ganz falsch zu sein, dass Claus „noch so aussieht wie früher“.

Foto oben rechts: Fit und aktiv: Claus Lesch aus Holsterhausen

Wenn er nicht im gelben, sondern im roten Shirt zu sehen ist, dann ist Claus Lesch mit weiteren Gewerkschaftsmitgliedern der IGBCE- Ortsgruppe Dorsten-Holsterhausen unterwegs. Seit 30 Jahren ist er dort Mitglied, ist jedoch erst seit seinem Ruhestand im Vorstand vertreten.

Seit Jahren steht die IGBCE mit ihrem Stand in Dorsten beim Weltkindertag und bietet den anwesenden Kindern jede Menge Spaß. Aber auch der eigene Spaß kommt in der Gruppe nicht zu kurz. Nachdem sie auch jahrelang gemeinsam säckeweise Müll bei den Besentagen einsammelten, genießen die Gewerkschaftsmitglieder regelmäßig und verdienterweise den bunten Nachmittag auf der anschließenden Besenparty. Neben Bildungsfahrten steht auch einmal im Jahr der „Kappenball“ an, den Claus Lesch gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen organisiert. „Wir sind ein Team. Ein gutes Team!“, lautet sein Resümee.

Neben dem Radfahren nimmt sich Opa Lesch gerne die Zeit und schwimmt mit seinen Enkelkindern. Im Winter jedoch konzentriert er sich auf ein weiteres Hobby: das Züchten von Schmetterlings-Buntbarschen. „Ich züchte aber nur in kleinen Mengen, die ich dann an Freunde verschenke oder mit anderen Aquarianern tausche. Das Hobby ist sehr zeitaufwendig, dafür habe ich im Sommer dann keine Zeit, denn fünfmal am Tag müssen die kleinen Barsche gefüttert und das Wasser muss auch häufig gewechselt werden.“

So sehr der Ruheständler auch beschäftigt ist, das regelmäßige Rentnertreffen lässt er nicht aus. So kann er alte Kollegen treffen und nach Herzenslust Geschichten aus dem vergangenen Arbeitsalltag auffrischen.

Foto oben rechts: Fenster und Bratpfanne, das waren die auffälligsten Funde der fleissigen Müllsammler auf den Besentagen

Die Radtruppe startete anfangs mit elf Personen, „aber jetzt sind wir leider nur noch sechs Aktive“, bedauert Claus Lesch.

Falls Sie die Radtruppe mit Ihrem Rad begleiten möchten, können Sie sich gerne an Claus Lesch unter der Telefonnummer 02362 64382 wenden. Zurzeit sind die sechs ein reines Männerteam, aber Frauen sind als Mitfahrerinnen natürlich auch sehr gerne gesehen.

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak und privat

 

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