Norbert Heisterkamp

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Norbert Heisterkamp

Ein Leben am Limit

Knapp fünf Monate nach seiner schweren Herz-OP treffe ich Norbert Heisterkamp. Für die meisten nicht sichtbar sind die zwei langen Narben auf dem Brustkorb und am Bein, äußerlich ist dem beliebten Schauspieler der Eingriff jedoch immer noch anzusehen.  15 Kilo wiegt er weniger und starke Rückenschmerzen durch das starke Spreizen der Rippen sowie Probleme mit den Armen plagen Norbert noch immer. Aber auch seelisch hatte die OP Folgen. „Ich bin wirklich sehr dankbar, dass ich wieder aufwachen durfte, was gar nicht so selbstverständlich war, wie mir die Ärzte später mitteilten“, gibt Norbert offen zu und zeigt dabei seine verletzliche Seite.

Eine Herz-OP? Bei einem beliebten Schauspieler, bei einem „Kerl wie ein Baum“, den aus Sicht seiner Fans nichts umhauen kann? Doch das Leben nimmt nun mal keine Rücksicht auf Figur, auf Bekanntheitsgrad oder Charakter, das Leben ist manchmal eine Bitch.

Foto oben rechts: Norbert und Irmgard Heisterkamp im Kurpark des Herzzentrums NRW in Bad Oeynhausen

Der ehemalige Stuntman im Bottroper Movie Park und Bodybuilder lebte ein Leben am Limit, raucht dafür jedoch nicht, trinkt kaum Alkohol und treibt regelmäßig Sport. Beste Voraussetzungen, um gesund zu bleiben und alt zu werden. Normalerweise. Aber es kam anders.
„Ich bekam so etwa vor anderthalb Jahren Atemnot beim Treppensteigen“, erinnert sich der 61-Jährige, tat es aber mit „ich habe zu viel gegessen“ ab. Als ihm ein Arzt zudem noch bestätigte, es wäre alles im grünen Bereich, schob Norbert seinen Zustand auf sein Alter. „Ich legte beim Sport eine Schüppe drauf, aber es wurde einfach nicht besser.“ Zum Glück beließ es seine Frau Irmgard als Heilpraktikerin nicht dabei, nahm im Blut ab und stellte fest, dass zwei wichtige Werte nicht in Ordnung waren. Und so war beim Harry aus der Kultserie „Alles Atze“ plötzlich doch nicht „Alles Atze“, wenn ich es einmal so salopp ausdrücken darf. „Beim durchgeführten Schluckecho stellte der Kardiologe fest, dass meine Herzklappe ersetzt werden müsste. Das war für mich schon schlimm genug, aber als sich bei der Herzkatheteruntersuchung noch herausstellte, dass meine Herzkranzgefäße nicht in Ordnung sind und ich noch zusätzlich drei Beipässe bekommen sollte und ich das ganze Ausmaß der geplanten OP hörte, da bekam ich es wirklich mit der Angst zu tun. Die Vorstellung, was die Ärzte mit mir machen werden, das war echt erschreckend, aber ich hatte ja keine andere Wahl, ich musste mich in ihre Hände begeben.“

Foto oben rechts: Norbert Heisterkamp ist ein begeisterter Rennfahrer

Norbert informierte sich gründlich über den geplanten Eingriff, was ihn zwar noch mehr beunruhigte, gleichzeitig war er aber auch über den Worst Case informiert. „Dabei kam der Kontrollfreak in mir durch, denn auch als Stuntmann wollte ich akribisch über die jeweiligen Risiken informiert sein“, erzählt mir der Holsterhausener.
Der Abend vor der OP war besonders emotional. „Ich verabschiedete mich von meiner Familie und wusste nicht, ob wir uns wiedersehen würden, denn die Ärzte würden mein Herz zum Stillstand bringen. Ich wusste: Ich werde klinisch tot sein.“ Was muss ein Mensch fühlen, der diese OP vor sich hat? Alleine vom Zuhören fühle ich mich auch betroffen, aber Norbert schaltet wieder um und erzählt in seiner lockeren Art weiter. „Nach der Operation war das Brutalste das Aufwecken. Von 0 auf 100 war ich per Knopfdruck sofort da. Kein langsames Beikommen wie nach einer ‚normalen‘ OP und zudem war ich auch noch intubiert. ‚Bin ich zu früh aufgewacht‘, war mein erster Gedanke, „dann wurde der Tubus entfernt und ich sollte atmen. Ich spürte mein Herz schlagen und mich überkam ein unglaubliches Glücksgefühl. Dass ich durch die Medikamente vier Tage und vier Nächte lang wach lag, nahm ich dafür gerne in Kauf.“
Irmgard, die auch während Norberts Erkrankung stets an seiner Seite war, hofft, dass Norberts Schilderung niemanden in Angst und Schrecken versetzt. „Ich kann dennoch jedem nur raten, sich regelmäßig beim Arzt durchchecken zu lassen“, betont sie.

Foto oben rechts: Nach der OP ging es für Norbert direkt in Bad Oeynhausen zur Rehaklinik

In der sechswöchigen Reha, die der OP folgte, kam Norbert so langsam wieder auf die Beine. „Ich habe ja bereits vor der OP angesetzt zum beruflichen Sinkflug, der aber nun abrupt gestoppt wurde. Jetzt bin ich tiefenentspannt und mache nur noch das, was mir wirklich Spaß macht“, versichert Norbert und sieht dabei wirklich sehr zufrieden aus.
„Hätte mich Irmi nicht gedrängt zum Kardiologen zu gehen“, fährt er fort, „würde ich jetzt vielleicht nicht hier sitzen, denn unbehandelt erlebt die Hälfte der Patienten mit dieser Erkrankung die nächsten fünf Jahre nicht.“ Aber Norbert schiebt die Konjunktive beiseite und ist auf dem Weg wieder ganz der alte Ehemann, Vater und Großvater zu werden, nur nachdenklicher und etwas demütiger.

Foto oben rechts: In der sechswöchigen Reha, die der OP folgte, kam Norbert so langsam wieder auf die Beine
Fotos: privat

Text: Martina Jansen

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