Josefine Voss

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Josefine Voss

Nach 14 Jahren wieder auf einer Ruhrgebietsbühne

Ich durfte vor der Premiere noch einen Blick hinter die Kulissen des Theaters Marl werfen. Intendant Cornelius Demming gestattete mir, die Probe des Stücks „Die Panne“ mitzuverfolgen, um die Dorstenerin Josefine Voss auf der Gastspielbühne zu erleben.

Josefine spielt in dem Schauspiel nach einer Erzählung von Friederich Dürrenmatt die Staatsanwältin Frau Zorn, Sebastian Hammer den Reisenden Alfredo Traps, Fridtjof Bundel den Richter Wucht und Jonas Breitstadt verkörpert Rechtsanwalt Kummer. Vervollständigt wird das obengenannte Quartett durch die Haushälterin Justine, gespielt von Clarissa Bruhn.

Foto oben rechts: Die Dorstener Schauspielerin Josefine Voss
Foto: Dana Schmidt

Die Proben haben mich begeistert, die Schauspieler harmonierten perfekt miteinander. Und das, obwohl sie sich vorher nicht kannten und ausschließlich für das Stück engagiert wurden. „Eventuelle persönliche Differenzen beiseite zu legen und die Rolle zu spielen, das lernen wir schließlich auf der Schauspielschule“, erzählt mir Josefine, als ich sie darauf ansprach. „Aber Unstimmigkeiten gibt es bei uns absolut nicht. Wir passen einfach perfekt zusammen.“ Der Theaterleiter ergänzt: „Ich hatte keine feste Vorstellung der Charaktere, die Schauspielerinnen und Schauspieler sprechen und spielen vor und wenn es passt, dann passt es.“

Foto oben rechts: Das Ensemble des aktuellen Stückes: (v. l.) Jonas Breitstadt, Sebastian Hammer, Josefine Voss, Clarissa Bruhn, Fridtjof Bundel sowie Intendant Cornelius Demming

Vorsprechen und Castings sind nichts Neues für Josefine, sie kannte sie bereits bevor sie ihr Studium begann, denn an den etwa 40 staatlichen und privaten Schauspielschulen werden meistens jeweils nur die zehn besten Schauspielschüler angenommen.
Die 33-Jährige hat sich nach der Probe umgezogen und eine komplett andere Josefine Voss sitzt vor mir. War sie vorher so fest in ihrer Rolle verankert, dass sie deren Charakter teilweise im Privaten weiterlebt, so sitzt mir jetzt statt der flirtenden und trinkfreudigen Staatsanwältin die Dorstenerin Josefine gegenüber.
Geboren und aufgewachsen auf der Hardt, machte Josefine am Gymnasium St. Ursula ihr Abitur. Schon früh galt ihr Interesse der darstellenden Kunst wie Ballett oder Gesang und durch die zahlreichen Musical-Besuche mit ihren Eltern stand der berufliche Lebensweg Josefines vorerst schon früh fest. „Ich wollte Musicaldarstellerin werden, singen, tanzen und dabei eine Geschichte erzählen. Meine Eltern haben mich immer in meinem Wunsch unterstützt und ermöglichten mir mit 15 Jahren Tanz- und Gesangsunterricht.“ Aber, wie Eltern nun mal so sind, stand auch für Josefines Eltern fest: Erst das Abi, alles andere kommt später.
Durch einen Workshop im Mondpalast in Herne konnte sie Theaterluft schnuppern und bekam dort sogar für ein Jahr lang eine Hauptrolle angeboten. „In diesem Jahr spürte ich, was Theater wirklich bedeutet. Meine Musicalpläne standen seitdem nicht mehr im Vordergrund und auch mein geplantes Studium der Psychologie landete auf Rang zwei. Stattdessen stand mein Entschluss Schauspielerin zu werden fest.“

Foto oben rechts: Szene aus der aktuellen Vorstellung „Die Panne“

Als Jüngste im Jahrgang mit 19 Jahren, ergatterte Josefine bereits bei ihrem sechsten Vorsprechen einen der begehrten zehn Studienplätze am Konservatorium in Wien. Nach dem erfolgreichen Studium und dem Abschluss als Bachelor folgte noch der Master of Arts an der Züricher Hochschule der Künste. „Nun dachte ich, die Welt wartet nur auf mich. Das war ziemlich naiv gedacht, wie ich schnell feststellte, denn 400 Schauspielerinnen und Schauspieler in jedem Abschlussjahr denken ebenso. „Aber auf diese Rückschläge und Absagen wurden wir leider während des Studiums nicht vorbereitet“, bedauert Josefine.
Nachdem sie in der Schweiz für ein Filmfestival als Moderatorin tätig gewesen war, einige Serien für den SRF synchronisiert und drei Kurzfilme gedreht hatte, wurde ihr jetziges Hamburger Management auf sie aufmerksam und brachte sie in Deutschland zum Film. „Ich spielte in meinem ersten Kinofilm mit und habe sofort Blut geleckt. Aber ich musste feststellen, dass auch in diesem Bereich die Welt leider nicht auf mich gewartet hat.“ Dennoch bekam sie als Prinzessin Aurora in dem Märchenfilm „Die Galoschen des Glücks“ 2018 ihre erste Hauptrolle.
Für „Die Panne“ ist die Schauspielerin Ende des Jahres zu ihren Wurzeln zurückgekehrt. „Ich liebe den speziellen Charme des Ruhrgebietes“, erzählt sie mir und freut sich natürlich über das heimatnahe Engagement in Marl. „Endlich konnte zum Beispiel auch meine Oma, die nicht mehr so weit reisen kann, bei der Premiere dabei sein. So stolz sie ist, mich auf der Bühne erleben zu dürfen, so sehr freute ich mich darüber, sie im Publikum zu sehen.“
Josefine Voss hat zurzeit zwei Filmanfragen für eine Krimireihe sowie für einen Streamingdienst bekommen. Ich bin mir sicher, es werden weitere Anfragen folgen, sodass wir die sympathische Schauspielerin noch des Öfteren in verschiedenen Produktionen sehen werden.

Nach den erfolgreichen Vorstellungen im Januar gibt es „Die Panne“ auch noch am 22. und am 23. März 2024 im Theater Marl.

Foto: Dana Schmidt

Text: Martina Jansen
Fotos: Alex Fichtner

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