„Erinnern für die Zukunft“

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

„Erinnern für die Zukunft“

Filmdokument: Zeitzeugen berichten von der Bombardierung Dorstens und Wulfens

Am Montag, 22. März, jährt sich zum 76. Mal der Tag, an dem die Dorstener Altstadt und das Dorf Wulfen bombardiert wurden. In Ergänzung der bereits angekündigten Gedenkmomente veröffentlicht die Stadt Dorsten ein Film-Dokument, das eigentlich bereits zum 75. Jahrestag gezeigt werden sollte. Die Veranstaltung musste damals allerdings mit der beginnenden Corona-Pandemie ausfallen.

Vier Schülerinnen und Schüler des Geschichtsleistungskurses von Lehrer Dr. Benjamin Städter hatten unter Anleitung von Filmerin Sabine Bornemann Interviews mit Zeitzeugen der Bombenangriffe geführt.

Aus dem Munde von Zeitzeugen persönliche Schilderungen zu hören – „das hat mich richtig mitgerissen, wir haben viel gelernt“, brachte Sünne Geurts ihre Eindrücke auf den Punkt. Die Oberstufenschülerin des St.-Ursula-Gymnasiums gehörte 2018 mit Philipp Hallbauer, Felix Wisdorf und Lisa-Marie Kappmann zu dem Team, das im Interview die Aussagen der Zeitzeugen für die Nachwelt festgehalten hat.

Bereitwillig Auskunft gegeben hatten Henriette Schwark (Jg. 1925) und Hermann Grewer (Jg. 1933, zwischenzeitlich leider verstorben), die die Bombardierung Wulfens miterlebt hatten. Aus Dorsten stand Heinz Kleine-Voßbeck (Jahrgang 1935) den jungen Leuten Rede und Antwort: „Ich bin froh, dass ich das gemacht habe“, sagte er anschließend. Kleine-Voßbeck hatte vom Hardtberg aus den typisch roten Feuerball und die anschließende Riesenstaubwolke über Dorsten beobachtet. „Hoffentlich lernen die nachfolgenden Generationen davon, damit es so etwas nie mehr wieder gibt.“

Der Film „Kriesgende in Dorsten – Zeitzeugen erzählen“ ist ab Montag, 22. März, auf dem Youtube-Kanal der Stadt Dorsten zu sehen: www.dorsten.de/youtube

Foto oben rechts: Titel des Films

Gedenken an den 76. Jahrestag der Bombardierung von Dorsten und Wulfen
Seit vielen Jahren hat der 22. März eine besondere Bedeutung im Erinnerungskalender unserer Stadt Dorsten. Am 22. März 1945 wurde durch alliierte Bombenangriffe um 10.10 Uhr das Dorf Wulfen schwer getroffen und um 14 Uhr die Dorstener Altstadt nahezu komplett zerstört. Der Krieg kam damit in das Land und auch die Stadt zurück, von dem Terror, Hass und Tod in ganz Europa und der Welt ausging. Über 300 Menschen verloren in Dorsten und Wulfen ihr Leben.

„Nachdem im letzten Jahr die Gedenkveranstaltungen zum 75. Jahrestag aufgrund der gerade beginnenden Pandemie vollständig ausfallen mussten, haben wir uns in diesem Jahr mit vielen Partnern rechtzeitig Gedanken gemacht über ein Gedenken auf Distanz“, sagt Bürgermeister Tobias Stockhoff. „Es bleibt wichtig, dass wir uns diese Zeit immer wieder vergegenwärtigen. Denn aus dem Schrecken der Vergangenheit erwächst Verantwortung für Gegenwart und Zukunft. Dass wir in Europa seit über 75 Jahren in Frieden und Freiheit leben dürfen, ist ein Geschenk, dass es zu bewahren gilt.“

In Wulfen wird es am Jahrestag des Bombenangriffs (Montag, 22. März) um 10 Uhr an der St. Matthäus-Kirche ein kurzes Gedenken und Gebet mit wenigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern geben, das vom Heimatverein Wulfen, der kath. Pfarrgemeinde St. Matthäus und der Stadt Dorsten ausgerichtet wird. Die Kirche steht für ein stilles Gebet offen. Um 10.10 Uhr wird für fünf Minuten das Totengeläut der Kirche zu hören sein. Fünf Minuten dauerte damals auch der Angriff.

In der Altstadt wird um 14 Uhr die St. Agatha-Kirche für ein stilles Gebet geöffnet. Zugleich wird auf dem Videokanal der Stadt Dorsten (www.dorsten.de/youtube) ein Film freigeschaltet, der die Zuschauer mitnimmt auf einen digitalen historischen Stadtrundgang und der ein ökumenisches Gebet zeigt, das der katholische Pfarrer Dr. Stephan Rüdiger und der evangelische Superintendent Pfarrer Steffen Riesenberg gemeinsam halten.

Auf den Ruhestätten der Opfer dieses Tages auf den Friedhöfen St. Agatha und St. Matthäus werden Kränze niedergelegt. Die Schleifen tragen die Aufschrift „Erinnern für die Zukunft – Stadt Dorsten“.

An städtischen Gebäuden (Verwaltungsgebäude, Hauptfeuerwache), den Ehrenmalen in Wulfen und am Westgraben in Dorsten sowie an der Brunnenanlage Essener Tor werden Flaggen auf Halbmast gesetzt.

Darüber hinaus sind alle Kirchengemeinden im Stadtgebiet eingeladen, um 14 Uhr für jeweils fünf Minuten das Totengeläut erklingen zu lassen und die Schützenvereine in den Stadtteilen wurden gebeten, an den jeweiligen Ehrenmalen ebenfalls Flaggen auf Halbmast zu hissen.

„Ich bitte herzlich alle Dorstenerinnen und Dorstener, an diesem Tag – insbesondere in der Zeit um 10 Uhr und 14 Uhr – eine Kerze ins Fenster zu stellen, um aller Opfer von Krieg, Terror und Gewalt zu gedenken“, nennt der Bürgermeister abschließend eine Möglichkeit, um als Stadtgesellschaft die Erinnerung trotz der Corona-Pandemie gemeinschaftlich zu begehen.

Text und Foto: Stadt Dorsten

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