Ene mene Muh und raus bist du

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Ene mene Muh und raus bist du

Die Geschichte hinter der Ausstellung

Der alte Kinder-Abzählreim zeigt deutlich, wie Leprakranke behandelt wurden und wo sie auch teilweise noch heute immer noch stehen: Am Rande der Gesellschaft, nicht dazugehörend.
Lepra im Dialog von Zeichnung und Fotografie ist das Buch zur Ausstellung innen betitelt. Schwarzweißzeichnungen von Dorstens Ehrenbürgerin Tisa von der Schulenburg sowie Fotos des Fotografen Christopher Thomas zeigen Menschen, die mit der ansteckenden Krankheit lebten und noch leben.
Welch hohen Stellenwert diese Ausstellung nicht nur durch Tisa von Schulenburg gerade auch in Dorsten hat, zeigen die vielen Vor- und Grußworte. Ob Minister Karl-Josef Plaumann, Petra Woldt, Vorsitzende des Landeskuratoriums NRW der Förderung der Leprahilfe, Burkard Kömm, Geschäfsführer der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V. oder auch Lambert Lütkenhorst, Vorsitzender des Vorstandes der Tisa von Schulenburg-Stiftung, sie alle zeigen ihre Wertschätzung für die Arbeit der beiden Künstler.

Die Lepra ist eine ansteckende bakterielle Krankheit, die durch Tröpfcheninfektion übertragen wird. Die Erreger greifen die Haut, Nerven und Knochen an und verändern sie optisch stark. Mittlerweile gilt sie als heilbar und die passenden Medikamente sind auch in den betroffenen Ländern zugänglich. Das sah in den 60-er Jahren noch ganz anders aus. Das Zweite Vatikanische Konzil schuf einige Änderungen in der Kirche und bewirkte unter anderem auch, dass Klöster sich öffneten. Elisabeth Karoline Mary Margarete Veronika Gräfin von der Schulenburg, die als Schwester Paula im Dorstener Ursulinenkloster lebte, nutze diese Freiheit und flog nach 1968 Äthiopien. Bereits jahrelang vorher hatte sie Kontakt zu Schwester Gabriela, die sich dort um die Aussätzigen, wie Leprakranke bezeichnet wurden, gekümmert. Ohne Sorge, sich anzustecken und daran auch eventuell zu versterben, lebte Schwester Paula wochenlang inmitten derErkrankten und teilte sich die Hütte mit ihnen. Ihre Zeichnungen und Einträge aus ihrem Tagebuch, die in der Ausstellung zu sehen sind, gehen dem Betrachter und Leser unter die Haut.

Wieder zurück in Deutschland ließ Schwester Paula dieses Thema nicht mehr los und sammelte daher mit Tombolas und Verkäufen ihrer Werke Geld, um sie für die Erforschung dieser Erkrankung zu spenden.
30 Jahre später fotografierte der mehrfach ausgezeichnete Profifotograf Christopher Thomas leprakranke Menschen in Nepal. „Ich sehe dich“, lautet der Titel dieser Porträtsammlung. Und Christopher Thomas sah diese Menschen, so wie sie waren, er sah nicht weg. Er nahm sie in ihrer Natürlichkeit auf, nicht gestellt oder schmerzverzerrt. Bei seinen Fotos kann sicherlich niemand einfach wegsehen, so aussagekräftig sind sie.
Aufgrund seiner tiefen Bewunderung für die Ordensfrau beschlossen der Fotograf und das „Aussätzigen-Hilfswerk“ einige Jahre später, eine Ausstellung seiner Fotos in Kombination der Zeichnungen Tisa von der Schulenburgs zu erstellen. Die Konzeption lag dabei bei dem Fotografen, der diese Wanderausstellung auch nach Dorsten gebracht hat. In der offenen, hellen Halle des Ersatz-Wasserhaltungsstandortes auf dem Gelände des ehemaligen Bergwerks Fürst Leopold der RAG AG am Förderturm von Schacht 2 in Hervest-Dorsten, vergessen Sie für einen Moment Ihren Alltag und tauchen ein in die Welt von Schwester Paula und Christopher Thomas.

Bis zum 2. Juli ist die Ausstellung in Dorsten noch geöffnet. Die Öffnungszeiten finden Sie auf der Webseite www.tisa-stiftung.de. Eine Verlängerung der Ausstellung angedacht, das entscheidet sich aber erst etwas später.

Text und Fotos: Martina Jansen

 

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