Dorsten - Essen - Paris

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Dorsten - Essen - Paris

„Ich bin eine spät berufene Radfahrerin“, lacht Sabine Sellin.

Dennoch plante sie in diesem Jahr im Team RheinRuhr, einem der fünf deutschen Teams des größten Charity-Radsport-Events Europas zu fahren. „We are social“, lautet das Motto aller Teams, und so radeln sie mit dem gemeinsamen Ziel, Spenden für schwerstkranke Kinder und deren Familien zu sammeln. Leider ohne Sabine, denn im März wurde ihr speziell für diese Tour angefertigtes Rad gestohlen.

Die 64-Jährige hat erst 2009 wieder begonnen, sportlicher Rad zu fahren. Erstmalig im Studium in Münster, Anfang der 1980er Jahre. „Wir zogen um in die Nähe Düsseldorfs und wechselten auf den Vorläufer des Mountainbikes, da unsere Rennräder für die unbefestigten Wirtschaftswege dort nicht so geeignet waren. Später in Marl mit 45 Jahren begann ich zu joggen, aber ich stieg um aufs Rad, da ich so in derselben Zeit viel mehr sehen und erleben kann."
Das Rad wurde Sabines Begleiter, auch in Dorsten, als ein Umzug zu ihrem Lebensgefährten anstand. Da sie in Dorsten zur Schule ging und daher einen Bezug zu unserer kleinen Hansestadt hat, trat sie bereits 2012 dem hiesigen Radsportclub RSC Dorsten e.V. bei. 2016 bekam sie die Diagnose Brustkrebs, wollte sich dadurch aber nicht unterkriegen lassen. „Ich überlegte, was in meinem Leben mein Anker war und wie ich für mich ‚gesund‘ definiere. Es war das Radfahren, denn wenn ich auf dem Sattel sitze und losfahre, dann fühle ich mich gut und schalte ab.“

Foto oben rechts: Obwohl Sabine Sellin dieses Jahr noch nicht mitfahren kann, freut sie sich dennoch über die geplante Tour ihres Teams

Sabine wollte ganz gezielt das Radfahren mit ihrer Diagnose verknüpfen und suchte im Internet nach Möglichkeiten und bereits bestehenden Angeboten. „Pink Ribbon“, eine unabhängige, gemeinnützige Organisation, macht seit Jahren auf Brustkrebs aufmerksam und solidarisiert sich mit betroffenen Frauen. Auf einer pinkfarbigen Schleife, die virtuell auf die Deutschlandkarte gelegt wurde und insgesamt eine Strecke von etwa 4700 Kilometern umfasst, walken, reiten, paddeln und fahren inzwischen immer mehr Menschen Rad, um sich für dieses Thema einzusetzen.
„Nach einiger Zeit der Planung beschlossen mein Partner und ich uns auf den Weg zu machen, um diese Schleife abzufahren. Wir teilten sie auf drei Jahres-Etappen auf und planten Touren für jeweils drei Wochen. Unser Weg war dabei das Ziel und so bestimmtem wir unser Tempo selbst. Wir besuchten unterwegs Freunde und Familie, genossen die Fahrt und kamen insgesamt auf 4600 Kilometer in den drei Jahren“, erinnert sich die sportliche Dorstenerin.

Foto oben rechts: Eine gute Planung ist die halbe Miete

Im letzten Jahr wurde sie auf das Team Rynkeby aufmerksam. Angefangen als zunächst nicht geplante Spendentour eines Fruchtsaftherstellers in Dänemark im Jahre 2002, organisieren nun 64 regionale Teams aus neun europäischen Ländern diese Charity-Tour in den jeweiligen Ländern. „Mittlerweile wurde diese Firma aufgekauft von Eckes-Granini Deutschland GmbH und speziell ‚Hohes C‘ hat das soziale Engagement übernommen und setzt diese Spendentour fort. Die Seriosität des Getränkeherstellers war mir sehr wichtig, sonst hätte ich mich für die Tour auch nicht beworben“, berichtet mir Sabine.
Seit 2018 fahren inzwischen fünf deutsche Teams mit, wobei Sabine im jüngsten Team, RheinRuhr, gefahren wäre. Am 30. Juni sollte es losgehen. Sabine wäre von Dorsten aus, mit dem Rad versteht sich, nach Essen gefahren, um dort auf ihre Teammitglieder zu treffen und gemeinsam mit ihnen über 1000 Kilometer nach Paris, also nicht auf dem direkten Weg dorthin, zu radeln.
„Unser Team besteht aus jüngeren und älteren, aus erfahrenen Radfahrerinnen und Radfahrern sowie Neulingen, wobei jedoch bei allen bis zur Paris-Toureine Grundfitness vorhanden sein sollte“, hat Sabine von den Organisatoren erfahren. Sie freut sich sehr, dass ihr Team für den guten Zweck fährt, ist aber auch verständlicherweise sehr enttäuscht, dass sie ihre Teilnahme wegen des Rad-Diebstahls um ein Jahr verschieben muss.
Am 6. Juli werden die Radfahrer aus den teilnehmenden Ländern sternenförmig Paris erreichen und bis dahin hoffentlich viele Spendengelder eingefahren haben. „Das wird sicherlich ein ganz großartiges Erlebnis“, ist sich Sabine sicher und fährt fort: „Ich bin überzeugt, dass ich es in und mit der Gruppe geschafft hätte. In diesem Jahr bin ich leider nur als Zuschauerin vor Ort, um mein Team zu unterstützen. Aber im nächsten Jahr möchte ich sehr gerne mitfahren!“

Foto oben rechts: Dieses Rad wurde speziell für Sabine Sellin angefertigt

Besonders wichtig ist es Sabine zu erwähnen, dass die Teams professionell begleitet und von ehrenamtlichen Helfern versorgt werden, alle jedoch für ihre Teilnahme, Verpflegung und Übernachtung selbst zahlen. „Alle fahren die gleichen Fahrräder, um den Teamgedanken zu stärken und um Professionalität auszustrahlen, aber auch die Räder zahlt jeder Teilnehmer natürlich aus eigener Tasche. So kommen die für die Teams aus Deutschland eingefahrenen Spendengelder komplett dem Waldpiraten-Camp der Deutschen Kinderkrebsstiftung zugute“, betont die engagierte Radfahrerin.

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Verwendungszweck: Waldpiratencamp, Team Rynkeby Rhein-Ruhr, Sabine Sellin

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak

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